Religionsvertreter: Europa muss mehr gegen Armut tun

Religionsvertreter: Europa muss mehr gegen Armut tun
Kirchen und Religionsgemeinschaften haben von der EU-Spitze eine gerechtere Wirtschafts- und Sozialpolitik gefordert. Armut müsse langfristig und nachhaltig bekämpft werden, hieß es am Montag in Brüssel bei einem Treffen mit den Präsidenten von EU-Kommission, Parlament und Rat.

Dies beinhalte einen besseren Zugang zu Bildung und Ausbildung, mehr Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt und eine gerechtere Verteilung der Ressourcen, erklärten die rund 20 Religionsvertreter. Die EU-Institutionen würdigten die Forderungen der Religionsvertreter und setzen dabei auf deren Zusammenarbeit. "Die Wirtschaftskrise ist auch eine Krise der Werte", sagte Kommissionspräsident José Manuel Barroso. "Kirchen und Glaubensgemeinschaften leisten wichtige soziale Dienste in den EU-Mitgliedsstaaten. Wenn wir Armut wirksam bekämpfen wollen, müssen wir uns ihre langjährige und weitreichende Erfahrung zunutze machen."

Auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy befürwortete Reformen. "Bei der Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung geht es um die Wiederherstellung der Menschenwürde", sagte Van Rompuy. "Wir dürfen gesellschaftliche, kulturelle und ethische Gesichtspunkte nicht außer Acht lassen." Die Treffen zwischen EU-Vertretern und Religionsführern finden seit 2005 regelmäßig statt. EU-Kommissionspräsident Barroso lobte vor allem die neue Qualität des Dialogs. Der Artikel 17 im Lissabon-Vertrag trage Früchte, so Barroso. Als erster europäischer Grundlagenvertrag schreibt der Lissabon Vertrag den Austausch zwischen den EU-Institutionen und den Religionsgemeinschaften sowie weltanschaulichen Gruppierungen verbindlich fest.

Gemeinsam gegen die Armut

Auch die Kirchen beobachten nach eigenen Worten eine Veränderung in der Kooperation mit den EU-Institutionen. "Wir sind noch am Anfang, aber die Zusammenarbeit vertieft sich", sagte der Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), der orthodoxe Metropolit Emmanuel von Frankreich. "Beim Kampf gegen Armut ziehen wir alle an einem Strang."

"Wir wollen das Bewusstsein bei den Menschen stärken, mehr Europa zu wagen", sagte der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Prälat Bernhard Felmberg, am Rande des Treffens. "Der Lissabon Vertrag bietet uns die Möglichkeit, den europäischen Integrationsgedanken zu fördern, indem wir die Ideen der Kirche einbringen." Allerdings dürfe man sich nicht nur auf die Armutsbekämpfung beschränken, so Felmberg. Den Armen müsse die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden.

Erstmals Sikhs und Hindus beteiligt

Über 20 hochrangige religiöse Repräsentanten aus 14 Mitgliedsstaaten nahmen bei dem Treffen am Montag in Brüssel teil. Neben Vertretern der evangelischen und katholischen Kirchen sowie muslimischer, jüdischer und orthodoxer Gemeinschaften waren zum ersten Mal auch Würdenträger der Sikh-Religion und der Hindu-Gemeinschaft dabei. Das Treffen ist Teil einer europaweiten Offensive gegen Armut und soziale Ausgrenzung.

epd