US-Militär verhaftet Soldaten wegen Irak-Video

US-Militär verhaftet Soldaten wegen Irak-Video
Das US-Militär hat einen 22 Jahre alten Soldaten verhaftet, der ein Video von einem umstrittenen Kampfeinsatz im Irak veröffentlicht haben soll.

Bradley Manning, der zuletzt in Bagdad stationiert gewesen war, sei inzwischen auf einem US-Stützpunkt in Kuwait in Untersuchungshaft, teilte das Militärkommando in Bagdad am Montag mit. "Das Verteidigungsministerium nimmt den Umgang mit geheimen Informationen sehr ernst, weil dies Folgen für unsere nationale Sicherheit und das Leben unserer Soldaten hat", hieß es in der Erklärung.

Manning wird als derjenige vermutet, der der Internetplattform "Wikileaks" dazu verhalf, ein Video von einem US-Angriff im Irak im Juli 2007 zu veröffentlichen. Das Video sorgte im April wegen seiner Brutalität und seines Zynismus für weltweites Entsetzen. Bei dem Kampfeinsatz gegen Zivilisten starben vor drei Jahren mindestens zwölf Zivilisten, darunter auch zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters. Der bekannte Hacker Adrian Lamo gilt als derjenige, der Manning verraten haben soll. Wikileaks hingegen hatte Manning nie als Quelle bestätigt.

Die im April veröffentlichten, dramatischen Aufnahme der Bordkamera zeigen, wie der Apache-Helikopter immer wieder auf Menschen am Boden feuert - sogar dann, als ein Kleinbus Verletzte von der Straße bergen will.

Kameras mit Kalaschnikows verwechselt

Die beiden Reuters-Mitarbeiter wurden wegen der mit langen Objektiven versehenen Kameras um ihre Schultern von der Besatzung fälschlicherweise als Aufständische mit Kalaschnikows gehalten. Der erst 22 Jahre alte Fotograf Namir Nur-Eldeen und sein 40 Jahre alter Assistent und Fahrer Said Chmagh sind zu sehen, wie sie zunächst in aller Ruhe in Begleitung anderer eine Straße entlang gehen - und dann in das Visier des Kampfhubschraubers geraten.

Nach den ersten Salve versuchen die Männer panisch Schutz zu suchen - das schwere Maschinengewehr des Helikopters wirbelt am Boden dicke Staubschwaden auf, Steinbrocken fliegen umher. Insgesamt starben bei dem verheerenden Angriff vom Juli 2007 zwischen 12 und 15 Menschen, berichtete der US-Fernsehsender CNN am Dienstag.

Festgehalten sind auch die teils menschenverachtenden Dialoge zwischen Cockpit und Kommando. "Hahaha - ich hab sie getroffen!", lacht einer der Piloten nach dem verheerenden Beschuss aus der 30-Millimeter-Bordkanone. "Da liegen jetzt ein Haufen Leichen herum - ein Typ kriecht noch umher", sagt jemand. "Wir schießen noch ein paar mehr". Ein Crewmitglied meint ungeduldig: "Kommt schon, lasst uns schießen." Ein Soldat sagt zum anderen: "Du schießt, ich rede."

Bus wird hin- und hergeschleudert

Eine Untersuchung der Attacke habe ergeben, dass "den beteiligten US-Soldaten die Anwesenheit von Reportern nicht klar war und dass alle verfügbaren Hinweise darauf schließen ließen, dass der Angriff Aufständischen galt und nicht Zivilisten", zitierte CNN dazu eine Stellungnahme der US-Streitkräfte. Es habe seitens des Militärs niemals den Versuch einer Vertuschung gegeben.

Das Video zeigt, wie sich der Fahrer Said Chmagh noch schwer verletzt davon schleppen will. "Jetzt musst Du nur noch ein Waffe aufheben", meint ein Besatzungsmitglied drohend an die Adresse des Reuters-Mitarbeiters. Als ein Kleinbus heran rast und den 40-Jährigen bergen will, eröffnet die Apache-Besatzung abermals das Feuer - der Bus wird von den Geschosseinschlägen hin und hergeschleudert. Anscheinend starb Chmagh erst nach dem neuerlichen Beschuss, berichtete CNN. Sein junger Kollege ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot.

Die Betreiber der Internetplattform "Wikileaks" sehen sich als "Ansprechpartner für diejenigen, die unethisches Verhalten in ihren eigenen Regierungen und Unternehmen enthüllen wollen." Die Idee dahinter: Kritische Journalisten und Blogger sollen die geheimen Informationen aufgreifen und so Öffentlichkeit herstellen - daher das "leaks" im Namen, das für undichte Stellen steht. Der Name ist zudem an das Mitmach-Lexikon Wikipedia angelehnt, weil dort jeder etwas veröffentlichen kann.

dpa