Die seltsamste Woche des Jahres

Getty-images/iStock/Carther/evangelisch.de/privat (M)
Spiritus Blog mit Birgit Mattausch
Geistvoll in die Woche
Die seltsamste Woche des Jahres
Dies ist die seltsamste Woche des Jahres. Zumindest, wenn man dem Kirchenjahr folgt: Jesus ist weg (seit Himmelfahrt). Die Heilige Geistkraft ist noch nicht da (erst an Pfingsten kommt sie - und wie!).

Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten liegen ganze neun Tage. Eine Zwischenzeit wie es sonst nur der Karsamstag ist - aber unter ganz anderen Vorzeichen. Der Karsamstag ist der Tag der Trauer und der Ungewissheit. Die Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten sind lichte Tage. Ich denke mir Jesu Jünger*innen in dieser Zeit zuerst einmal nicht traurig, sondern vergnügt und gewiß: Gutes kommt. Schließlich hatte Jesus das versprochen: Im Garten am Morgen, am Feuer am See, auf dem Berg nah dem Himmel, nah der lichten Wolke.

Versprochen hatte er: Dass sie alle leben werden, dass eine Trösterin komme, dass er bei ihnen sein werde bis ans Ende der Welten.

In dieser seltsamsten Woche des Jahres also, in diesem bisher äußerst seltsamen, furchteinflößenden Jahrzehnt, möchte ich den Versuch wagen: Ich will auf Jesu Worte vertrauen. Ich will ihm glauben, dass er bei uns ist - auch am Ende von Welten, wie wir sie kannten. Ich will ihm glauben, dass wir alle leben werden - dass da genug Leben, genug Brot, Wein, Glück, Liebe, Wohnraum, Gerechtigkeit und Schönheit für alle ist - inklusive Familiennachzug. Ich will mit der Ankunft einer Trösterin rechnen - jeden Tag, an jedem Ort.

Ich will aushalten üben, dass es noch nicht so weit ist. Will leben lernen in diesem Zwischenraum - und mich doch nie mit ihm zufrieden geben. Ich will achten auf die Himmelszeichen, auf den Wind und die mit ihm fliegenden Löwenzahnsamen. Will jeder Stadttaube zutrauen, dass sie eine Schwester der Geistkraft ist, jedem Kind, dass es mehr weiß als ich.

Eine seltsame Woche lang zumindest will glauben, dass nichts verloren ist und sich nicht einfach das Böse immerzu wiederholt. Eine seltsame Woche lang will ich glauben: Es wird. Es wird gut.

Wochenaufgabe: Das auch eine Woche lang glauben - wenn du magst.

weitere Blogs

Krippe Nürnberger Lorenzkirche
Die Haltung, mit der Eltern ein Neugeborenes empfangen, prägt ein Leben oft genauso wie die Erwartungen, welche die Ursprungsfamilie mit dem Kind verbindet. Das erlebt unser Autor bei Biographiearbeit. Ein Blick auf die Menschwerdung Gottes und die Entwicklungsprozesse Jesu.
Immer häufiger wird KI verwendet, um Weihnachtsgrüße zu formulieren. Ist das nun gut oder schlecht?
Gemälde von traurigem Gesicht mit Heiligenschein
"Weihnachten, das Fest der Liebe? Nicht für alle. Für queere Menschen wird es oft zum Balanceakt zwischen Verstellung und Sehnsucht: Lächeln, obwohl die Familie das Outing ignoriert. Schweigen, um den Frieden nicht zu sprengen. Oder ganz allein feiern. Doch was, wenn wir die Traurigkeit einfach zulassen?