Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten liegen ganze neun Tage. Eine Zwischenzeit wie es sonst nur der Karsamstag ist - aber unter ganz anderen Vorzeichen. Der Karsamstag ist der Tag der Trauer und der Ungewissheit. Die Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten sind lichte Tage. Ich denke mir Jesu Jünger*innen in dieser Zeit zuerst einmal nicht traurig, sondern vergnügt und gewiß: Gutes kommt. Schließlich hatte Jesus das versprochen: Im Garten am Morgen, am Feuer am See, auf dem Berg nah dem Himmel, nah der lichten Wolke.
Versprochen hatte er: Dass sie alle leben werden, dass eine Trösterin komme, dass er bei ihnen sein werde bis ans Ende der Welten.
In dieser seltsamsten Woche des Jahres also, in diesem bisher äußerst seltsamen, furchteinflößenden Jahrzehnt, möchte ich den Versuch wagen: Ich will auf Jesu Worte vertrauen. Ich will ihm glauben, dass er bei uns ist - auch am Ende von Welten, wie wir sie kannten. Ich will ihm glauben, dass wir alle leben werden - dass da genug Leben, genug Brot, Wein, Glück, Liebe, Wohnraum, Gerechtigkeit und Schönheit für alle ist - inklusive Familiennachzug. Ich will mit der Ankunft einer Trösterin rechnen - jeden Tag, an jedem Ort.
Ich will aushalten üben, dass es noch nicht so weit ist. Will leben lernen in diesem Zwischenraum - und mich doch nie mit ihm zufrieden geben. Ich will achten auf die Himmelszeichen, auf den Wind und die mit ihm fliegenden Löwenzahnsamen. Will jeder Stadttaube zutrauen, dass sie eine Schwester der Geistkraft ist, jedem Kind, dass es mehr weiß als ich.
Eine seltsame Woche lang zumindest will glauben, dass nichts verloren ist und sich nicht einfach das Böse immerzu wiederholt. Eine seltsame Woche lang will ich glauben: Es wird. Es wird gut.
Wochenaufgabe: Das auch eine Woche lang glauben - wenn du magst.