To feed or not to feed?

To feed or not to feed?

Es ist Zeit für ein Geständnis. Von den Freuden der Hobby-Ornithologie war in diesem Blog ja schon öfter die Rede, von Robbie, Woody, den Amseln, Spatzen, Meisen, Finken und Staren, deren Beobachtung uns viel Freude bereitet. Sie alle kommen jedoch unter anderem deshalb so gern und zahlreich in unseren Garten, weil es bei uns immer etwas zu picken gibt. Ja, wir füttern unsere Vogelschar auch jetzt, im Frühling und Sommer.

Die meisten unserer Nachbarn tun übrigens das Gleiche. Denn anders als in Deutschland, wo die Ganzjahresfütterung verpönt ist, ist sie in Großbritannien durchaus üblich. 50 Prozent der erwachsenen Briten bieten laut Umfragen den Vögeln in ihrem Garten auch in den Sommermonaten zusätzliche Nahrung an. 270 Millionen Euro geben sie dafür im Jahr aus. Zum Vergleich: In Deutschland werden "nur"15-20 Mio Euro jährlich mit Wildvogelfutter umgesetzt.

Welche Haltung ist die richtige? Wir wollen schließlich den Piepmätzen etwas Gutes tun und ihnen nicht (unwissentlich) schaden. Die Recherche zeigt: In Internetforen und Chats stehen sich Gegner und Befürworter der Ganzjahresfütterung einigermaßen unversöhnlich gegenüber, Beschimpfungen eingeschlossen. Und auch die Experten in Gestalt zweier großer Organisationen, die sich dem Vogel- und Naturschutz verschrieben haben, vertreten unterschiedliche Positionen: Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) rät von der Ganzjahresfütterung ab, die britische Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) empfiehlt sie.

Doch bei näherer Betrachtung sind die beiden Sichtweisen nicht so unvereinbar, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Denn Nabu und RSPB kommen in ihren Untersuchungen zum gleichen Ergebnis: Ganzjahresfütterung hat keine positiven Auswirkungen auf die Vogelwelt –schadet ihr aber auch nicht. Lediglich die Schlussfolgerungen, die sie daraus ziehen, weichen bei beiden Verbänden voneinander ab.

Der Nabu begründet seine ablehnende Haltung zur Ganzjahresfütterung mit dem Hinweis, dass lediglich 10 bis 15 Arten –bis auf den Spatz allesamt ungefährdet –von der Fütterung profitierten, sie also keine Rolle beim Artenschutz spiele. Das ist sicher richtig, aber, ehrlich gesagt, es war auch nie meine Absicht, Weißstörche oder Fischadler in unseren Garten zu locken. Natürlich bin ich dafür, dass auch diese Vögel zu ihrem Recht beziehungsweise ihrem Futter kommen, aber ein Reihenhausgarten ist vermutlich eher nicht der richtige Platz für sie.

Ich stimme dem Nabu zu, dass der Schutz des natürlichen Lebensraums wichtiger, weil nachhaltiger ist für das Überleben der Vögel, als das Ausstreuen von Körnern. Aber das Eine schließt das Andere meiner Meinung nach nicht aus. Auch die RSPB hegt die Hoffnung, dass so mancher Beobachter so begeistert ist von dem Treiben vor seinem Fenster, dass er sich vielleicht im größeren Stil für den Umweltschutz engagiert. Oder, andersherum gesagt: Wer nichts von der Faszination der Tierwelt weiß, wird sich auch nicht für sie einsetzen.

Weitverbreitet, zumindest in Deutschland, ist der Einwand, die Vögel würden durch die Zufütterung vom Menschen abhängig gemacht (gilt natürlich auch für die Winterfütterung). Das kann weder die Wissenschaft noch ich bestätigen. Meine Beobachtung ist, dass das Federvieh durchaus schlau genug ist, auch andere Futterquellen in der Hinterhand zu haben. Sowieso hält sich keiner unserer Piepmätze ausnahmslos in unserem Garten auf, dazu ist das Territorium viel zu klein.

Nicht widerlegen lässt sich das Argument, dass die seit Langem praktizierte Ganzjahresfütterung in Großbritannien den Rückgang des Vogelbestands auch hier nicht aufhalten konnte. Aber, auch wenn die Zahlen, wie im Rest Europas auch, bedrückend sind (zwischen 1970 und 2009 sind die Populationen von Feldvögeln um ca. 50 Prozent zurückgegangen) –ist das wirklich ein Grund, nicht zu füttern? Verantwortlich für die Rückgänge ist laut Wissenschaftlern in erster Linie die Landwirtschaft: der Einsatz von Pestiziden, die Trockenlegung ganzer Landstriche, das Entfernen von Hecken und Büschen, weniger Ruhezeiten für die Felder und veränderte Erntezeiten machen den Wildvögeln das Leben schwer. Doch wer weiß, wie es um die Bestände erst bestellt wäre, wenn kein Brite Körner im Garten ausgestreut hätte?

Zusammengefasst lässt sich sagen: Die schlechte Nachricht ist zugleich die gute Nachricht –das Füttern hat keine Auswirkungen auf den Vogelbestand. Lediglich die Interpretationen der deutschen und der britischen Vogelschutzorganisationen bezüglich dieses Forschungsergebnisses sind verschieden. Der Nabu ist gegen die Futterzugabe, da sie nur das Gewissen beruhige und ein weiteres Engagement in Sachen Umwelt- und Naturschutz verhindere. Die RSPB sagt: Leute, füttert Eure Gartenvögel, wenn Ihr Spaßdaran habt, vielleicht motiviert es Euch ja zu weiterem Engagement.

Wir werden es weiter mit den Briten halten.

Wichtig zu wissen, wenn Sie Vögel füttern:

  • Hygiene ist das A &O, die Futterplätze müssen unbedingt sauber gehalten werden. Denn: Wo sich viele Vögel versammeln, besteht die Gefahr der Übertragung von Keimen. Ausscheidungen werden von anderen Tieren unbeabsichtigt aufgenommen, und mit Salmonellen oder Trichomonose infizierte Vögel geben die Krankheitserreger an andere weiter. Damit es zu keiner Epidemie kommt, muss Sauberkeit herrschen an den Futterstellen. Vogelhäuser und Futterteller regelmäßig desinfizieren. Am besten sogenannte Futtersäulen verwenden, diese regelmäßig auseinanderschrauben und mit heißem Wasser auswaschen. Dabei zum eigenen Schutz Handschuhe tragen. Gleiches gilt übrigens auch für Vogelbäder.
  • Trockenheit: Futtersilos so anbringen, dass das Futter nicht nass wird und vergammelt.
  • Rationierung: Nur so viel Futter ausbringen, wie die Vögel auch fressen. Lieber täglich frisch nachfüllen, als das Futter wochenlang liegen lassen (vergammelt dann, lockt außerdem Ratten an, die wiederum Krankheiten übertragen können).
  • Wechselnde Futterstellen: Futtersäulen alle paar Wochen an einen anderen Platz hängen, damit sich unter ihnen kein Kothaufen ansammelt. Auch auf Futtertellern darauf achten, dass das Futter nicht mit Kot verunreinigt wird.
  • Schutz vor Katzen: Futterstellen katzensicher anbringen, also nicht direkt neben Büschen o.ä., die Katzen Deckung geben könnten.
  • Gutes Futter verwenden: Darauf achten, dass kein Schimmel oder Moder im Futter ist. Vor allem bei Erdnüssen besteht die Gefahr, dass sie von Pilzen (Aflatoxinen) befallen sind, die giftig sind für die Vögel.
  • Abwechslung: Verschiedene Vogelarten brauchen verschiedenes Futter: Körnermischungen und Weichfutter anbieten.
  • Gut geeignet sind auch: Sonnenblumenkerne, Mais-Flakes, Rosinen, Trauben, halbierte Äpfel, Birnen oder Bananen, Mehlwürmer.
  • Ungeeignet als Vogelfutter sind: Gesalzene und geröstete Speisen (z.B. geröstete Erdnüsse), Gekochtes, Brot (quillt im Magen der Vögel auf), Reiskörner, ganze Erdnüsse (Jungvögel können daran ersticken, deshalb nur im Futtersilo anbieten), Milch, Kokosnuss. Fetthaltige Nahrung wie Meisenknödel sollten nur im Winter angeboten werden, da das Fett bei warmen Temperaturen schnell ranzig wird. Meisenknödel nicht im Netz aufhängen, da sich die Vögel darin verheddern und verletzen können.
  • Wasser: Mindestens ebenso wichtig wie Futter ist Wasser. Eine flache, nicht zu rutschige Schale wird von allen Singvögeln gern zum Trinken und Baden genutzt. Wichtig: Im Sommer jeden Tag das Wasser wechseln und Schale reinigen. Ab und zu mit heißem Wasser desinfizieren (s.o.).
  • Lebensraum: Und natürlich sollte auch die Umgebung den Bedürfnissen der Tierwelt angepasst werden –Unterschlupfmöglichkeiten, Schutz vor Hitze und Kälte, Nistmöglichkeiten und Nahrungsquellen wie Beerensträucher oder Disteln gehören zu einem guten Lebensraum für Vögel unbedingt dazu. Mehr zum Thema wildlife gardening demnächst hier in diesem Blog.

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