Manche mögen's wild

Manche mögen's wild

Hinten hui, vorne pfui –so könnte man in Kurzform den Zustand der Grünflächen unseres Hauses beschreiben. Wie zu jedem guten englischen Häuschen gehört auch zu unserem ein kleiner Vorgarten. Drei namenlose Büsche stehen darin, nicht besonders attraktiv, aber immerhin schützen sie vor neugierigen Blicken. Und dann ist da noch eine kleine Grasfläche, auf der im Moment das Unkraut munter wuchert. "Pfui"mag als Zustandsbeschreibung ein wenig übertrieben sein, aber viel Zuwendung hat die Vorderseite bisher nicht erfahren. Das könnte sich nun ändern.

Denn der Herbst ist eine gute Zeit, um eine Wildblumenwiese anzulegen. Dann haben die Pflanzen Zeit. sich zu etablieren und vielleicht schon im nächsten Frühjahr zu blühen. "Wiese"ist in unserem Fall vielleicht ein bisschen hoch gegriffen, denn es handelt sich um etwa zweieinhalb Quadratmeter, die für Sämereien zur Verfügung stehen. Aber jedes bisschen hilft bekanntlich, wenn es um die Schaffung von Lebensraum für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge geht.

Laut BBC sind in den vergangenen 70 Jahren 97 Prozent der Naturwiesen in England und Wales verschwunden –bebaut, in Straßen verwandelt oder zu Ackerland umfunktioniert. Umgekehrt kann selbst ein Blumentopf voller Wiesenpflanzen den bedrohten Insekten Nahrung und bei windigem Wetter Unterschlupf bieten, jeder kann also sein Scherflein beitragen. Ein weiterer Vorteil einer Wildblumenwiese ist, dass man sie nur sehr selten mähen darf. Von Frühling bis Herbst soll sie einfach nur blühen. Wenn sie erstmal angelegt ist, kann ich den Vorgarten also wieder weitgehend sich selbst überlassen. Das mag dann zwar bei sehr auf Ordentlichkeit bedachten Passanten ebenfalls ein Naserümpfen auslösen, aber es ist immerhin außer bequem auch ökologisch korrekt.

Folgende Pflanzen ergeben eine gute Wildblumenwiese und sind für Insekten besonders nützlich:

  • Wilder Majoran (Origanum majorana) - voller ätherischer Öle, kann auch zum Würzen verwendet werden. Blüte: weißbis fliederfarben, Juni bis September
  • Vogel-Wicke (Vicia cracca) - besonders Bienen mögen die reichlich blühenden Hülsenfrüchtler. Jetzt in Kästen oder Töpfen anziehen und dann im Frühjahr nach draußen setzen. Blüte: blau-violett, Mai bis September
  • Gemeiner OdermennigG (Agrimonia eupatoria) - Schwebfliegen stehen auf ihn. Produziert erst im Spätsommer Samen, also so lange wie möglich stehen lassen. Muss jetzt im Herbst gesät werden, da er den Frost braucht, um auszutreiben. Blüte: gelb, Mai bis September
  • Wiesenskabiose (Knautia arvensis) - bietet reichlich Nektar für Bienen und Schmetterlinge, Vögel mögen die Samen. Wächst über einen Meter hoch. Jetzt in Kästen oder Töpfen anziehen und dann im Frühjahr nach draußen setzen. Blüte: hell-lila, Juli bis September
  • Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) - sieht aus wie eine Kreuzung aus Distel und Kornblume, sehr beliebt bei Schmetterlingen. Jetzt in Kästen oder Töpfen anziehen und dann im Frühjahr nach draußen setzen. Blüte: violett, Juli bis September
  • Liebkraut (Galium verum) - riecht gut, das finden auch die Bienen und Schmetterlinge. Jetzt in Kästen oder Töpfen anziehen und dann im Frühjahr nach draußen setzen. Blüte: gelb, Juni bis September
  • Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) - diese Pflanze aus der Geranien-Familie wächst praktisch überall. Jetzt in Kästen oder Töpfen anziehen und dann im Frühjahr nach draußen setzen. Blüte: lila, Juni bis September
  • Färber-Ginster (Genista tinctoria) - heißt so, weil er früher zum Färben von Wolle und Leinen verwendet wurde. Blüte: gelb, Juli und August
  • Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) - wird oft als Viehfutter verwendet, aber auch Insekten mögen ihn. Blüte: rot-braun, Juni bis September
  • Teufelsbiss (Succisa pratensis) - am besten als Steckling kaufen, denn die Anzucht aus Samen ist schwierig. Blüte: blau, Juni bis September
  • Betonie (Stachys officinalis) - mag es gern etwas wärmer. Braucht aber den Frost, um auszutreiben, deshalb die Samen jetzt im Herbst ausbringen. Blüte: magenta, Juli bis September
  • Klee (Trifolium) - ob weiß, ob rot, Bienen lieben jeden Klee. Blüte: weiß, magenta, April bis Oktober
  • Echtes Leinkraut (Linarea vulgaris) - steht gern auf sandigen, lockeren Böden. Blüte: gelb, Mai bis Oktober
  • Dornige Hauhechel (Ononis spinosa) - hat lange Wurzeln und kann deshalb auch auf trockenem Boden gedeihen. Blüte: rosa, April bis September
  • Gräser aller Art

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Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten - und wieder einmal die Kirche. Über drei Monate nach der ForuM-Studie.
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