Das Kreuz mit dem Kreuz

Das Kreuz mit dem Kreuz

Nach einhelliger Meinung von Ärzten, Krankenkassen und Therapeuten soll ja Bewegung an der frischen Luft durch nichts zu ersetzen sein, wenn es um einen gesunden Körper und eine gesunde Seele geht. Das mag ja grundsätzlich stimmen, aber Gärtnertätigkeiten können sie damit nicht meinen. Von Dornen großflächig zerkratzte Arme, rissige Fingerspitzen, Druckstellen an den Knien und ein Rücken, der sich vor lauter Ziehen und Schmerzen kaum noch gerade aufrichten lässt, sind für uns Hobbygärtner normaler Alltag. Von den Gefahren im Umgang mit Heckenscheren, Rasenmähern und anderem Gerät ganz zu schweigen.

Glaubt man der Theorie vom gesunden Gärtnern, müsste es mir heute blendend gehen. Bei unserer mehrstündigen gardening session am Wochenende wurden nämlich alle Bewegungen und Übungen durchgeführt, die da so gepriesen werden. Zuerst entfernte ich die gammeligen Äpfel von den Ästen, die im Herbst nicht vom Baum gefallen waren (Strecken). Danach sammelte ich selbige auf (Beweglichkeit). Dann bereitete ich ein Blumenbeet vor, indem ich altes Laub wegharkte (Muskeltraining für die Arme) und Unkraut entfernte (Strecken, Beweglichkeit). Zum Unkraut gehörte leider auch Brombeergestrüpp, dessen Wurzeln ausgegraben werden mussten (Muskeltraining für Arme, Beine und Rücken - so tief war das Loch, dass der Mann fragte, ob ich mich nach Australien absetzen wolle). Das Einsetzen unserer mitgebrachten Pflanzen (Beweglichkeit) und das Beschneiden einiger Büsche (Muskeltraining für die Hände) gehörte dann schon eher zu den meditativen Tätigkeiten. Zum Schluss musste noch der Komposthaufen in die richtige Position gebracht werden (Beanspruchung bisher unbekannter Muskelpartien) - fertig. Resultat: Rückenschmerzen, Muskelkater in Armen und Händen, Schultern verspannt, Arme zerkratzt.

Auch an der These von der mentalen Gesundheit, die angeblich durch Gartenarbeit gefördert wird, möchte ich zumindest leise Zweifel anmelden. Die beruhigende Wirkung ist doch ratzfatz dahin, wenn ein Hagelsturm die gehegten Setzlinge zerfetzt. Und den ausgeglichenen Charakter möchte ich sehen, der keinen Anfall kriegt (je nach Charakter und Tagesform wahlweise einen Wut-, Schrei-, Tobsuchts- oder Depressionsanfall), wenn die Schnecken über Nacht das halbe Beet abrasiert haben.

Sicher, Gartenarbeit trainiert Knochen, Gelenke, Muskeln und Sehnen. Doch die seltsamen Stellungen und Positionen, die sie einem manchmal abverlangt (und die einem Verrenkungskünstler im Zirkus zur Ehre gereichen würden), sind jedoch eher was für junge Menschen. Die aber wiederum nur in den seltensten Fällen an Gartenarbeit interessiert sind. Denn, seien wir ehrlich, die Lust am Hobbygärtnern befällt einen erst ab einem Alter von ca. 40 Jahren, davor wird das Wühlen, Graben und Zupfen als spießig oder kleinkariert, im besten Fall als langweilig, abgetan.

So bleibt uns also nur, die Arbeit weiterhin selbst zu machen - und abends, mit einem kühlen Getränk in der Hand, zufrieden, stolz und glücklich auf das Geschaffte zu blicken und uns auf die nächste session zu freuen. Denn was könnte schöner sein, als Bewegung an der frischen Luft im eigenen Garten.


Gesundheitstipps für Hobbygärtner

Rücken:

  • Lasten nur aus der Hocke heraus anheben, d.h., in die Knie gehen, Oberkörper und Kopf aufrecht lassen, dann langsam aufrichten und die Beine durchdrücken
  • Lasten möglichst nah am Körper halten, nicht von sich weg
  • Langsam anheben, nicht hochreißen
  • Wenn es geht, Lasten lieber aufteilen und zweimal gehen
  • Statt Bücken lieber in die Knie oder auf alle Viere gehen und Rücken gerade halten

Hände:

  • Handschuhe tragen: Dünne Stoff- oder Gummihandschuhe schützen die Haut vor dem Austrocknen beim Wühlen in der Erde (und die Fingernägel vor schwer zu entfernenden Trauerrändern), vor Brennesseln und kleinen Dornen. Beim Umgang mit dornigem Gestrüpp und splitterndem Holz dicke Lederhandschuhe tragen.

Arme und Beine:

  • Langärmlige Shirts und lange Hosen tragen, das schützt vor Brennnesseln, Mückenstichen und Sonnenbrand
  • Bei knienden Tätigkeiten hilft ein Kniepolster (z.B. ein abgeschnittener Streifen von einer alten Isomatte, kann bei kühlem Wetter zum Sitzkissen umfunktioniert werden, wenn man ein wohlverdientes Päuschen einlegen möchte)

Kopf:

  • Bei Sonnenschein einen Kopfschutz tragen (und Sonnencreme ins Gesicht schmieren), beim Umgang mit Werkzeug ggf. Schutzbrille und Ohrenschützer tragen.

Beim Umgang mit Gerätschaften unbedingt die Sicherheitshinweise beachten, außerdem:

  • Stolperfallen wie Gartenschläuche, Schaufeln und Rechen aus dem Weg räumen, keine scharfen Geräte herumliegen lassen
  • Bei Leitern auf einen festen Stand achten, nie seitwärts, sondern immer nach vorne arbeiten, rutschfeste Schuhe tragen, nicht zu weit nach vorne lehnen oder ausstrecken, lieber eine längere Leiter besorgen, gut festhalten
  • Beim Rasenmähen feste Schuhe tragen
  • Nur intakte, sichere Kabel verwenden, die auch im Umgang mit Nässe und Feuchtigkeit keine Probleme machen bzw. bei versehentlichem Durchtrennen gesichert sind

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