Tauchschule verbindet Glaube und Sport

Jona als biblisches Vorbild
Das gemeinsame Tauchen kann Menschen positiv verändern - und vielleicht auch zum Glauben bringen. Das ist die Überzeugung von "Project Jona", einer Stuttgarter Tauchschule mit christlichen Werten. In einem Kurs wird das Retten von Tauchern geübt.

Es ist gar nicht so einfach, seinen "Tauch-Buddy" zu retten. "Man kann fast nichts sehen", schnauft Maike Tewes, nachdem sie blubbernd an die Wasserfläche gekommen ist. Ziemlich trüb ist es in der Unterwasserwelt, nur ein, zwei Meter weit reicht die Sicht. Dann tauchen drei weitere Köpfe mit Tauchermasken auf. Ein Froschmann formt mit Zeigefinger und Daumen einen Kreis, alles okay.

"Rescue Diver" heißt der Kurs der christlichen Tauchschule "Project Jona" im Althäuser See in der Nähe von Heidelberg: Es geht um das Retten von Tauchpartnern und -partnerinnen aus lebensbedrohlichen Situationen. Die Immobilienmanagerin Maike Tewes (28) und ihr Freund Carsten Haneveld (31) sowie Patrick Egloff (25) aus Stuttgart werden dabei von der ehrenamtlichen Tauchlehrerin Susanne Gabski angeleitet. 45 Minuten lang haben sie bei ihrem ersten Tauchgang in bis zu sechs Meter Wassertiefe geübt.

"Tauchen mit Tiefgang", das ist der Slogan der bundesweit wohl einzigen christlichen Tauchschule. "Project Jona" aus Stuttgart ist der Tauchsportabteilung des überkonfessionellen Christlichen Sportvereins CSV Stuttgart angegliedert. Es gehe nicht nur darum, den Spaß am Tauchen zu vermitteln, sagt Geschäftsführer Matthias Frank. Gemeinsam mit anderen wolle man "Gottes Schöpfung unter Wasser erleben, mit anderen Menschen ins Gespräch kommen - auch über Gott und den Glauben", sagt der 52-Jährige. Frank ist Pastor einer pfingstkirchlichen Gemeinde und hat die Tauchschule vor 25 Jahren mit Gleichgesinnten aus der christlichen Pfadfinderschaft "Royal Rangers" gegründet.

Sie bietet Kurse an, veranstaltet Tauchfreizeiten - meist nach Kroatien - und organisiert Tauchausflüge. Gerade bei den Freizeiten könnten die Teilnehmenden Gemeinschaft erfahren, die sie positiv verändern könne, sagt die erfahrene Taucherin Susanne Gabski (42), die in ihrem beruflichen Leben ein Seniorenzentrum leitet.

Jona erster Taucher der Weltgeschichte

Die Kurse von "Project Jona" kosten jeweils 279 Euro, die Einnahmen flössen in die CSV-Arbeit, sagt Frank. Der teure Tauchsport solle auch Menschen ermöglicht werden, die ihn sich sonst nicht leisten könnten oder die keinen Platz in herkömmlichen Sportvereinen fänden. Der Name der Tauchschule erinnert nicht von ungefähr an die biblische Figur des Jona, der von einem Wal verschluckt und wieder ausgespien wurde. "Für uns ist Jona der erste Taucher der Weltgeschichte", sagt Frank.

Dass "Project Jona" einen christlichen Hintergrund hat, war für Maike Tewes und ihren Freund Carsten Haneveld bei der Suche nach einer Tauchschule aber nicht ausschlaggebend. Das kirchlich nicht aktive Paar überzeugte die "super Qualität, die technische Ausrüstung und die netten Leute", sagt der IT-Projektleiter Haneveld.

Glaube als Kraftquelle

Tauchlehrerin Gabski macht es sichtlich Spaß, ihre Freude am Tauchen anderen Menschen weiterzugeben. Für die souveräne Sportlerin ist der christliche Glaube eine Kraftquelle, wie sie sagt, und gerne spricht sie darüber. Missionieren mit Bibelarbeit vor den Tauchgängen will sie aber nicht: "Das würde die Leute vergraulen."

Bei Unterwasserabenteuern gelte: immer mit einem Partner, dem "Tauch-Buddy", niemals allein, betont Gabski. In der Trainingseinheit "Erschöpften Taucher sicher ans Ufer bringen" passiert ein Schnitzer: Carsten Haneveld als Rettungsobjekt steigt aus der Tiefe etwas zu schnell an die Wasseroberfläche. Seine Tauchpartnerin hat die Bleigewichte am Taucheranzug abgelöst und kann ihn nicht richtig festhalten. Nichts ist passiert, "aber das geht besser", kommentiert Gabski.

Beim Retten stehe der Eigenschutz an vorderster Stelle. Wenn ein Taucher in Panik sei, heiße es "Abstand halten, zappeln lassen, bis er sich beruhigt", rät Gabski.

Körperlich anstrengend sei es vor allem, sich im Taucheranzug mit bis zu 30 Kilogramm schwerer Ausrüstung an Land zu bewegen, darin stimmen die Kursteilnehmer überein. Doch beginnt der Unterwasserflug, dann ist alle Mühsal vergessen: Wenn man schwerelos gleite, Karpfen, Hechte oder auch einmal einen meterlangen Wels beobachte, dann sei das schon "ein göttliches Erlebnis, eine transzendentale Erfahrung", schwärmt der tauchende Pastor Frank.
Beim Rettungstauchkurs in Kronau steht nach einer Pause nun ein weiterer Tauchgang an. Susanne Gabski spricht für alle ein Gebet: "Danke Gott, für den heutigen Tag in der Unterwasserwelt, der uns etwas für das Leben gibt."