Nonnen betreiben in Griechenland Bio-Landbau

© epd-bild/Paul-Philipp Braun/Paul-Philipp Braun
Schwester Theoktisti am 29.04.2023 im Ziegengehege des Klosters des Heiligen Johannes in der Region Thessalia, Griechenland. Schwester Theoktisti ist seit 30 Jahren in der klösterlichen Gemeinschaft.
Nachhaltigkeit und Gottesnähe
Nonnen betreiben in Griechenland Bio-Landbau
Das orthodoxe Kloster des ehrwürdigen Vorläufers in Griechenland hat sich ökologischen Ansätzen verschrieben und damit Erfolg. Seit 20 Jahren leben die Nonnen in der Abgeschiedenheit Thessaliens und haben dennoch keine Nachwuchssorgen.

Hin und wieder bellt ein Hund, ansonsten unterbricht nur Vogelgezwitscher die Stille hier auf 1.100 Metern über dem Meer. Es sei der Einklang zwischen Gott, den Menschen und der Natur, die dies ausmache, sagt Schwester Theoktisti. Sie ist eine von 20 orthodoxen Nonnen, die das Kloster des ehrbaren Vorläufers bewohnen und deren Leben und Wirken sich an der Natur ausrichtet.

Die Anlage am Berg Ossa in Thessalien ist Hunderte Jahre alt, war bis in die Frühe Neuzeit von Mönchen bewohnt und dann verlassen worden. Als Ende des 20. Jahrhunderts Männer aus der orthodoxen Mönchsrepublik Berg Athos den Ort wiederbeleben wollten, gaben sie nach drei Jahren auf. "Sie waren die Umstände hier einfach nicht gewohnt und scheiterten am Wetter", berichtet Schwester Theolipti, wie Theoktisti ist sie eine der Nonnen.

Theolipti stammt aus Australien und lebt seit einigen Jahren in der Gemeinschaft in Mittelgriechenland. Manchmal liege der Schnee hier oben höher, als sie groß sei, sagt sie. Was die Mönche einst unvollendet hinterlassen haben, ist ein kleines Paradies mit Steinhäusern und gepflegten Wiesen geworden. 2000 entschied sich der Konvent, die Ruine des Klosters für sich nutzbar zu machen. Zuvor hätten sie, berichtet die Schwester, nahe Athen gelebt.

Alles ist selbstgemacht

Eine Umgehungsstraße und die Erweiterung des Flughafens hätten das Leben und den ökologischen Anbau von Obst und Gemüse jedoch zunehmend erschwert. "Wir haben hier alles selbst gemacht, auch wenn wir das eigentlich nicht gelernt hatten", erzählt Theoktisti. Die persönlichen und beruflichen Hintergründe der Schwestern seien vielfältig. Vor allem fanden Akademikerinnen den Weg ins Kloster, darunter einige Doktorinnen. Dennoch sei es vor allem handwerkliches Geschick, das hier gebraucht werde. Vier Kilometer ist das nächste Dorf entfernt, die nächstgrößere Stadt, Larisa, eine Autostunde. Einsam sind die Schwestern jedoch nicht, immer wieder kommen Menschen, um das Kloster zu besuchen und sich von den Nonnen inspirieren zu lassen.

Schwester Theoktisti am 29.04.2023 im Kloster des Heiligen Johannes in der Region Thessalia, Griechenland. Das orthodoxe Kloster des Heiligen Johannes liegt auf 1080 Metern über der Ebene von Thessalien. Hier haben sich die Nonnen der internationalen Gemeinschaft einem ökologischen und nachhaltigen Lebensstil verschrieben.

Bei den Nonnen steht der nachhaltige Umgang mit Natur und Umwelt im Fokus. Sie versorgen sich nahezu selbst. Obstbäume stehen dafür im Garten, eine kleine Kuhherde, Schafe und Ziegen liefern Milch für Käse und Joghurt. Im Gewächshaus sprießen in diesen Frühjahrstagen Blattsalat, Spinat und Kohlrabi. "Wir nehmen das an, was Gott uns gegeben hat und versuchen es sogar zu vermehren", sagt Theoktisti. In der klostereigenen Samenbank sammeln die Nonnen die Saat ihrer Ernten und verschicken sie nach Zusendung eines frankierten Briefumschlags kostenfrei nach ganz Europa.

Ein biologisches und nachhaltiges Konzept sei ihnen wichtig, erklärt die Nonne, "auch weil wir hier oben die Auswirkungen des Klimawandels direkt spüren." Insbesondere die Versorgung mit Wasser sei eine Herausforderung. Wenngleich das Kloster über eine Quelle verfügt, müssen die Nonnen in den warmen Sommern sparsam mit Wasser haushalten. Die Entscheidung, sich dem Kloster am Berg Ossa zuzuwenden, hätten die Nonnen nie bereut. Hier beginnen sie ihren Tag um fünf Uhr morgens mit einem gemeinsamen Gebet, setzen sich für Tiere und Umwelt ein und empfangen Gäste.

Nachwuchssorgen haben sie nicht. "Wir haben eigentlich immer Novizinnen gehabt, die sich für das Leben hier entscheiden", sagt Theoktisti. Frauen aus 13 Nationen, darunter Deutschland, Estland, Griechenland und China, leben unter einem Dach. Sie alle sprechen Griechisch miteinander, viele jedoch auch Deutsch und Englisch. "Es ist etwas anderes, wenn wir mit den Menschen, die zu uns kommen, in ihrer Muttersprache kommunizieren können. Das öffnet ganz andere Zugänge und Gesprächsebenen", erzählt sie.

Bisweilen kämen Freiwillige, die den Konvent bei Feldarbeit und der Versorgung der Tiere unterstützten. Ein internationales Programm für ökologische Landwirtschaft habe dem Kloster in diesem Jahr zahlreiche Anfragen für die Mitarbeit beschert. "Es ist sehr wichtig, dass diese Menschen kommen und mit uns zusammen sind", sagt Theoktisti. "Nicht nur, weil sie uns helfen, sondern weil viele hier auch Freundschaften finden und sich selbst ein ganzes Stück weiterentwickeln."

Was nicht zur Selbstversorgung gebraucht wird, wird in zwei Läden des Konvents verkauft. Neben Ikonen und Mosaiken seien der selbstgemachte Käse, Kräuter und Honig gefragt. Nur eines lässt sich zwischen Weihrauch, Olivenöl und den Selbsterzeugnissen des Ladens nicht finden: Die einzigartige Stille dieses abgelegenen Orts.