Bahr: Ausschluss Ungeimpfter war ein Fehler

Gläubige sitzen mit Abstand und mit Masken auf Kirchenbänken
© epd-bild/Matthias Rietschel
Während der Corona-Pandemie und aufgrund der hohen Infektionszahlen in Deutschland wurde das Angebot von Gottesdiensten stark eingeschränkt, und die Teilnehmerzahlen wurden begrenzt. Ungeimpften waren von Gottesdiensten ausgeschlossen.
Theologin zu Corona-Lockdown
Bahr: Ausschluss Ungeimpfter war ein Fehler
Die hannoversche Regionalbischöfin Petra Bahr hat den Ausschluss Ungeimpfter von Gottesdiensten während der Corona-Pandemie als Fehler bezeichnet.

Mit dem Wissen von heute wäre es die bessere Entscheidung gewesen, eine ausnahmslose Maskenpflicht in Kirchen zu verordnen und eine Impfung lediglich zu empfehlen, sagte Bahr in einem Gespräch mit dem katholischen Theologen Joachim Negel aus Freiburg in der Monatszeitschrift "Publik-Forum" (Ausgabe vom Freitag).

"Es gab schon eine Gnadenlosigkeit gegenüber denjenigen, die - aus welchen Gründen auch immer - Probleme mit der Impfung hatten", bedauerte Bahr. Umgekehrt habe es auch christliche Gruppen gegeben, die Verschwörungserzählungen verbreitet hätten. Es gebe auch in den Kirchen leider einen "Flirt mit dem Radikalen, Unbarmherzigen".

Bahr wies den Vorwurf zurück, die Kirchen seien während der Pandemie nicht bei den Menschen gewesen. Viele Geistliche seien sehr kreativ gewesen, sagte die evangelische Theologin. Sie hätten viel Zeit an Seelsorge-Telefonen verbracht und Sterbende begleitet. Die Frage sei, was die Alternative zu einer strengen Infektionsvermeidung gewesen wäre.

Der katholische Theologe Negel sagte, ihn habe die Selbstverständlichkeit irritiert, mit der die Bischöfe die Liturgien der Kar- und Ostertage abgesetzt hätten. Das sei in Form einer knappen Dienstanweisung geschehen. "Die Lakonie hat mich erschüttert", sagte der Theologe. "Ich spürte seitens der Bischöfe keinen ernsthaften Schmerz."

Zur Systemrelevanz von Kirchen sagte Negel, die Kirche habe bislang die Rolle "der alten Erbtante" innegehabt, "die zwar keiner mehr so recht ernst nimmt, die aber bei bestimmten familiären Anlässen immer noch dabei sein darf und dann halb höflich, halb widerwillig, respektiert wird". Selbst das sei mittlerweile vorbei.