Spenden für Ukraine statt Schröders Fenster

Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD)  in der Marktkirche
© epd-bild/Jens Schulze
Die von Altkanzler Schröder eingeworbenen Spendengelder für das "Reformationsfenster" in der Marktkirche von Hannover sollen nun hauptsächlich an ukrainische Geflüchtete gehen.
Kirche distanziert sich von Altkanzler
Spenden für Ukraine statt Schröders Fenster
Eigentlich sollte das Reformationsfenster ein Geschenk von Altkanzler Gerhard Schröder an die Marktkirche in seiner Heimatstadt Hannover werden. Doch wegen des Ukraine-Krieges ging die Kirche auf Distanz. Jetzt profitieren Flüchtlinge von dem Geld.

Die von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) eingeworbenen Spendengelder für das "Reformationsfenster" in der Marktkirche von Hannover sollen nun größtenteils an Geflüchtete aus der Ukraine fließen. Sie sollen nicht für die Finanzierung des Fensters verwendet werden, sagte der Vorsitzende des Marktkirchenvorstandes, Martin Germeroth, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Es ist unser Ansatz, das Fenster von der Person zu trennen." Auf Vermittlung Schröders waren insgesamt 135.000 Euro für das 13 Meter hohe Buntglasfenster zur Verfügung gestellt worden. Als erste hatte die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (Freitag) über die neue Verwendung der Spendengelder berichtet.

Die Verantwortlichen der evangelischen Marktkirche hatte sich im März nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine von Schröders Spende distanziert und den geplanten Einbau des Fensters auf Eis gelegt. Als Grund nannten sie Schröders Haltung zum Ukraine-Krieg und zum russischen Präsidenten Putin. Schröder wollte das Fenster, ein Werk des mit ihm befreundeten Künstlers Markus Lüpertz, der Gemeinde schenken. Anlass war das 500. Reformationsjubiläum 2017. Das Fenster ist bereits fertiggestellt und lagert bei der Glasmanufaktur Derix im hessischen Taunusstein. Es zeigt eine große weiße Figur, die Martin Luther (1483-1546) darstellen soll, sowie andere Motive mit Bezug zur Reformation.

"Wir haben zu allen Spendern Kontakt aufgenommen und mit ihnen geklärt, ob wir die Spenden umwidmen dürfen", sagte Germeroth. Die meisten hätten mit Verständnis reagiert, nur ein Spender sei nicht einverstanden gewesen. An ihn habe die Gemeinde 15.000 Euro zurückgezahlt, so dass nun 120.000 Euro für Flüchtlingsprojekte zur Verfügung stehen. Die Gelder waren auf Vermittlung Schröders von Unternehmen, Verbänden und Einzelpersonen zur Verfügung gestellt worden. Die Kosten für die Herstellung des Fensters liegen damit zurzeit vollständig bei der Marktkirche. Sie wurden bereits beglichen.

Grundsätzlich halte die Gemeinde daran fest, das Glaskunstwerk einzubauen, sagte Germeroth. "An der Beschlusslage hat sich nichts geändert." Allerdings sei momentan kein geeigneter Zeitpunkt, um über einen Einbau zu diskutieren. Das Fenster hatte in den vergangenen Jahren für zahlreiche Kontroversen gesorgt. Umstritten waren unter anderem fünf große schwarze Fliegen, die für das Böse und die Vergänglichkeit stehen. Zudem klagte ein Architekten-Erbe gegen den geplanten Einbau des Fensters. Er sah das Raumkonzept und die Lichtführung der im Mittelalter errichteten Kirche in Gefahr, konnte sich aber in zwei Instanzen nicht durchsetzen.

Der in Hannover lebende Schröder (78) war Ehrenbürger seiner Heimatstadt, gab diese Ehrenbürgerschaft aber im März zurück. Er kam damit einer Aberkennung wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin zuvor. Die umgewidmeten Spenden sollen nun unter anderem einem Mittagstisch für Flüchtlinge, einem Sprachkurs für geflüchtete Senioren und einer Unterkunft für geflüchtete Mütter mit Kindern zugutekommen.