Webseiten gestalten anstatt Komasaufen

Webseiten gestalten anstatt Komasaufen
Alkohol, Zigaretten oder sogar Hasch gelten unter Jugendlichen als cool. Die Gefahren hinter den paar Gläsern Bier sehen sie jedoch nicht. Einige von ihnen werden später vielleicht in der Hellweg-Klinik Oerlinghausen nach Hilfe suchen. Die Fachklinik des Ev. Johanneswerks für suchtkranke Männer ist spezialisiert auf Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit. Um Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Plattform zum Diskutieren und Austauschen zu geben, bietet die Fachklinik in Kooperation mit dem Verein Suchthilfe jetzt ein Webdesign-Projekt an.
06.05.2010
nrw.evangelisch.de

Wolfgang Schwalenstöcker (65) und Peter Korff (57) von der Suchthilfe zeigen den jungen Männern, wie sie eine Webseite gestalten und pflegen können. Einzige Vorgabe ist das Thema: Sucht. „Die Jugendlichen können sich so mit ihrer eigenen Krankheit auseinandersetzten und zeigen Gleichaltrigen die Gefahren von Sucht auf“, erklärt Schwalenstöcker. Er weiß wovon er spricht, jahrelang kämpfte er selbst gegen den Griff zur Flasche. „Heute bin ich abstinent und will auch nicht rückfällig werden.“

„Wir sprechen die gleiche Sprache“

Markus Janowitz ist erst 25 Jahre alt, blickt aber auf eine 14-jährige Suchtkarriere, wie er es beschreibt, zurück. „Es hat harmlos angefangen, jetzt versuche ich mein Leben wieder in den Griff zu bekommen“, erzählt der junge Mann mit rotem Käppi. Mit seiner Klinik-Bekanntschaft Michael Rieth (22) hat er angefangen, eine Webseite zu gestalten. Etwas mit Musik soll es werden, Jugendliche soll es ansprechen und die Geschichte von Michael und Markus erzählen. „Wir werden bei Jüngeren ernster genommen. Ich höre Hip Hop und male Graffitis  - wir sprechen einfach die gleiche Sprache.“

Sinnvolle Tagesstruktur erarbeiten

Dr. Thomas Redecker, ärztlicher Direktor der Hellweg-Klinik, sieht das Ziel des Projekts darin, dass die jungen Patienten eine sinnvolle Aufgabe haben. „So sehen sie, dass man im Internet nicht nur chatten, surfen und Zeit verbringen, sondern auch produktiv arbeiten kann“, erklärt der Mediziner. Fünf Arbeitsplätze stehen den jungen Männern dank Spenden zur Verfügung.

Andere Jugendliche und junge Erwachsene sollen angesprochen werden und anfangen darüber nachzudenken, ob sie jedes Wochenende bis zum Umfallen trinken müssen. „Ich hoffe, dass vielleicht ein paar Jugendliche die Gefahren von Sucht durch unsere Geschichten erkennen und die Notbremse ziehen“, sagt Janowitz.

Schwalenstöcker und Korff gründeten vor drei Jahren den Verein Suchthilfe und bauten eine Homepage auf. „Wir hatten plötzlich wieder Struktur in unserem Tag und haben etwas Sinnvolles gemacht“, erklärt Schwalenstöcker. Neben dem Webdesign-Projekt in der Hellweg-Klinik Oerlinghausen gestalten die beiden trockenen Alkoholiker in Detmold mit Jugendlichen Webseiten.