Reformationsdenkmäler machen Platz für Lutherzwerge

Reformationsdenkmäler machen Platz für Lutherzwerge
Erstmals seit dem 19. Jahrhundert zeigt sich der Marktplatz von Wittenberg seit Donnerstag ohne die Denkmäler der beiden berühmten Reformatoren Luther und Melanchthon.

Die Standbilder von Luther (1483-1546) und Melanchthon (1497-1560) sind für eine umfassende Restaurierung abgebaut worden. An ihrer Stelle sollen vom 14. August bis 11. September Miniaturfiguren des Reformators Luther zum Nachdenken über die Reformation anregen, teilte die EKD-Geschäftsstelle "Luther 2017 - 500 Jahre Reformation" in Wittenberg mit.

500 bis 800 Figuren des Nürnberger Künstlers Ottmar Hörl in den Farben rot, grün und blau sollen in Wittenberg aufgestellt werden. Die genaue Anzahl richte sich danach, ob der offene Marktplatz für diesen Zweck abgesperrt werde, sagte eine Sprecherin anlässlich der Projektvorstellung. Mit dem Verkauf der Lutherfiguren für jeweils 250 Euro soll die Kunstaktion mit dem Titel "... hier stehe ich" im Nachhinein finanziert werden, hieß es.

Kritik von Friedrich Schorlemmer

Die auch "Lutherzwerge" genannten Figuren sind umstritten. So bezeichnete der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer die Figuren als "Plaste-Luther" in rot, grün und blau, die "einfach nur peinlich" seien. Die EKD-Initiatoren bekräftigten jedoch das Vorhaben. Die Figuren seien eine "ziemlich genaue Nachbildung" des Lutherdenkmals vor dem Wittenberger Rathaus "und keine Persiflage", hieß es.

Hörl sagte, er wolle mit seinen Figuren "einen Impuls setzen und den Menschen ihren persönlichen Luther mitgeben, mit dem sie sich dann individuell, undogmatisch auseinandersetzen können". Die Kunststofffigur hat den Angaben zufolge wie die Denkmalvorlage eine Bibel in der Hand und ist einen Meter hoch. Hörl war zuletzt wegen eines Gartenzwergs, der den Hitlergruß zeigt, auf heftige Kritik gestoßen.

Auch Sockel werden abgebaut

Im weiteren Verlauf der umfassenden Sanierungsmaßnahmen sollen auch die Sockel und die umlaufenden Stufen der Denkmäler abgebaut werden. Das Standbild von Martin Luther in Wittenberg gilt als das älteste deutsche Denkmal für den Reformator und steht seit 1821 auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Geschaffen wurde das Monument von Gottfried Schadow (1764-1850). Es wurde den Angaben zufolge 1967 das letzte Mal saniert. Das Melanchthon-Standbild, geschaffen von Friedrich Drake, wurde im Jahr 1865 eingeweiht.