Bischöfe ermuntern zu Zuversicht und Gottvertrauen

Bischöfe ermuntern zu Zuversicht und Gottvertrauen
Evangelische und katholische Bischöfe haben in Silvesterpredigten und Neujahrsbotschaften zu Zuversicht und Gottvertrauen ermuntert.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, rief zu Wagemut auf, dazu sei ein "unerschrockenes Herz" notwendig. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, warnte vor Verdrossenheit und sprach sich zugleich für einen maßvollen und verantwortungsbewussten Lebensstil aus, um die Lebensgrundlagen nicht zu zerstören.

Neben aktuellen politischen Themen wie Wirtschaftskrise, Klimaschutz und Kinderarmut griffen die Geistlichen in ihren Predigten auch die Bedeutung der Kirchen und den anhaltenden Mitgliederschwund auf. Der katholische Trierer Bischof Stephan Ackermann warnte vor einer "selbst gewählten Emigration". "Die Kirche in Deutschland ist keine Randerscheinung", sagte er laut Predigtmanuskript in Trier. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner räumte indes im Kölner Dom ein: "Es schmerzt uns die große Zahl der aus der Kirche Ausgetretenen, die uns und dem Herrn den Rücken kehren."

Sorge um Priestermangel

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen stellte die Sorge um den Priestermangel in der katholischen Kirche in den Mittelpunkt seiner Silvesterpredigt. Ohne Priester könne der Höhepunkt der heiligen Messe, die Wandlung der Gaben, nicht mehr gefeiert werden, warnte er. Zwar trügen viele junge Menschen eine Priesterberufung in sich, doch fehle ihnen die Ermutigung in Familie, Schule und Gemeinde, dieser Berufung nachzukommen.

Ferner wies der Bischof auf die zunehmende Armut in der Gesellschaft hin. Statt die Augen vor dem Elend zu verschließen, müsse man genauer hinschauen. Der braunschweigische evangelische Landesbischof Friedrich Weber warnte explizit vor den Folgen von Kinderarmut. Für viele Heranwachsende rücke ein sozialer Aufstieg durch Bildung in immer weitere Ferne, sagte er im Braunschweiger Dom: "Stattdessen wächst das Risiko sozialer Vererbung von Armut."

Stärkere Solidarität

Erzbischof Zollitsch sieht in der Wirtschaftskrise die Chance, dass eine stärkere Solidarität unter den Menschen Egoismus in der Gesellschaft überwindet. "Egoismus hat mit dazu geführt, dass diese Krise so groß geworden ist", sagte er im Radiosender SWR2. Zudem kritisierte Zollitsch die hohen Staatsschulden. "Wir haben der kommenden Generation vieles, vieles aufgelastet", sagte er.

Die EKD-Ratsvorsitzende Käßmann räumte "gemischte Gefühle" zu Beginn des neuen Jahres ein. Chancen und Herausforderungen machten nicht vergessen, dass es auch Schwieriges zu bewältigen gebe. Doch wer neue Wege gehen wolle, dürfe nicht vor allem zurückschrecken, schrieb Käßmann in ihrer Neujahrsbotschaft für das Internetportal "evangelisch.de".

Auch der Berliner Generalsuperintendent Ralf Meister rief zum Jahresende dazu auf, angesichts von persönlichen Krisen und Kriegen in der Welt nicht zu verzweifeln. "Unser Leben" sei in Gottes Hand geborgen, sagte Meister in einem von der ARD übertragenen ökumenischen Gottesdienst in der katholischen St.-Canisius-Kirche in Berlin.

Sorgen um den Arbeitsplatz

Ebenso rief der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung in seiner Silvesterpredigt zu Gottvertrauen auf. Viele Menschen seien am Jahresende zufrieden und dankbar, sagte der evangelische Theologe in einem Gottesdienst in Lauterbach im Vogelsberg. Andere aber machten sich große Sorgen um ihren Arbeitsplatz, um ihr bedrohtes Unternehmen oder um niedrige Erzeugerpreise für Lebensmittel, von denen Bauern nicht leben könnten. Sorgen bereiteten auch die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise, die Schwierigkeiten mit dem Klimaschutz und der Einsatz der Bundeswehrsoldaten in Afghanistan.

Der katholische Mainzer Kardinal Karl Lehmann empfahl einen bewussten Umgang mit der Lebenszeit. In einer von Hektik geprägten Epoche sei eine "Entschleunigung" nötig, sagte er in Mainz. Diese gebe die Möglichkeit zur Umkehr, zur Besinnung und zum Nachdenken und lasse die Menschen Zeit füreinander finden. Nach christlichem Verständnis sei der Mensch zwar endlich, aber nicht einfach der Vergänglichkeit ausgeliefert.

epd