Meeresspiegel könnte noch schneller steigen als befürchtet

Meeresspiegel könnte noch schneller steigen als befürchtet
Infolge des Klimawandels könnte der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um bis zu 1,9 Meter ansteigen - das wäre deutlich schneller als erwartet und eine existenzielle Gefahr etwa für Küstenstädte.

Auch eine Reihe kleinerer Inselstaaten wäre existenziell bedroht, schreiben Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Martin Vermeer von der Technischen Universität Helsinki in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS; online vorab veröffentlicht).

Der in der Studie errechnete Anstieg des Wasserstands ist nach Angaben des Insituts drei Mal so hoch wie die Prognosen aus dem vierten Sachstandsbericht des Weltklimarates von 2007. Diese hätten damals den Eisverlust in Grönland und der Antarktis noch nicht vollständig berücksichtigt, hieß es.

Frühere Reduzierung "deutlich effektiver"

"Wenn wir einen galoppierenden Anstieg des Meeresspiegels verhindern wollen, sollten wir die Erderwärmung so schnell wie möglich stoppen", betonte Rahmstorf. Denn die Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs werde maßgeblich beeinflusst von der globalen Mitteltemperatur. Um den Anstieg der Ozeane auf unter einen Meter zu begrenzen, müsse die Emission von Treibhausgasen deutlich schneller verringert werden, als zur Begrenzung des Temperaturanstiegs um zwei Grad Celsius erforderlich, betonten die Forscher. Dabei könnten frühe Reduzierungen des Treibhausgasausstoßes den Anstieg des Pegels "deutlich effektiver bremsen als später". Das Zwei-Grad-Ziel wird von vielen Staaten angestrebt.

Die Studie,  für die Meeresspiegel- und Temperaturmessungen aus den vergangenen 130 Jahren sowie neueste Datensätze wie Satellitenmessungen ausgewertet wurden, zeigt, dass der Meeresspiegel im Jahr 2100 um 75 bis 190 Zentimeter höher stehen könnte als heute.  "Seit 1990 ist der Meeresspiegel jährlich um 3,4 Millimeter gestiegen, doppelt so schnell wie im Durchschnitt des 20. Jahrhunderts", sagte Rahmstorf. Bliebe es bei dieser Rate, würde das im 21. Jahrhundert zu einem Anstieg um 34 Zentimeter führen. "Aber die Daten zeigen deutlich: Je wärmer es wird, umso schneller steigt der Pegel."

Die Studie zeigt den Angaben zufolge, dass selbst bei einem relativ niedrigen Treibhausgas-Emissionsszenario mit einer Erwärmung um zwei Grad Celsius im 21. Jahrhundert der Meeresspiegel wahrscheinlich um mehr als einen Meter ansteigen wird. Das höchste Emissionsszenario mit einem Temperaturanstieg von mehr als vier Grad Celsius hätte in dieser Zeit einen Anstieg um mehr als 1,4 Meter zur Folge. Werden alle Emissionsszenarien und geschätzte Unsicherheiten berücksichtigt, ergeben sich Werte zwischen 0,75 und 1,9 Meter.

(Fachartikelnummer DOI: 10.1073/pnas.0907765106)

dpa/epd