"Vielversprechender Start" für Kopenhagener Klimakonferenz

"Vielversprechender Start" für Kopenhagener Klimakonferenz
Optimistische Gastgeber: Die dänische Regierung bewertet Tag eins der UN-Klimakonferenz positiv. Der Gipfel war mit dringlichen Appellen zur Rettung der Welt vor dem Klimakollaps gestartet. Gelingt es nicht, in den nächsten Jahrzehnten die Treibhausgasemissionen deutlich zu verringern, droht der Menschheit eine Katastrophe.

"Es war ein vielversprechender Start", sagte der dänische Außenminister Per Stig Moeller als Vertreter des Gastgeberlandes am Montagabend in Brüssel. Moeller hatte sich dort mit seinen 26 EU-Amtskollegen über das Thema Klimaschutz ausgetauscht. Die EU halte an ihrem Versprechen fest, ihre Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 um 30 Prozent zu reduzieren, wenn andere Länder mitzögen, sagte er. Nötig sei ein "politisch bindendes" Abkommen als Ergebnis der Kopenhagen-Konferenz. Sein britischer Amtkollege David Miliband sagte, die Tatsache, dass ein rechtlich bindendes Abkommen erst in sechs Monaten geplant sei, schmälere die Wichtigkeit der Konferenz nicht, im Gegenteil".

"Packen wir es an!"

Die UN-Klimakonferenz, an der Vertreter aus 192 Staaten teilnehmen, begann mit Appellen zur Rettung der Welt vor dem Klimakollaps. Der dänische Ministerpräsident Lars Loekke Rasmussen rief die Staatengemeinschaft auf, in den kommenden zwei Wochen den Kampf gegen die Erderwärmung entscheidend voranzubringen. Die künftige EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard sagte, der politische Wille zu einer Einigung im Klimaschutz sei noch nie so groß gewesen wie jetzt. "Packen wir es an", rief die dänische Umweltpolitikerin, die zur Vorsitzenden der Konferenz ernannt wurde, den Delegierten zu.

In der dänischen Hauptstadt wird bis zum 18. Dezember über einen Nachfolgevertrag für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll verhandelt. Zum Abschluss des Treffens werden mehr als 100 Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Hoffnungen auf ein internationales Klimaabkommen waren in den vergangenen Tagen gewachsen. Dazu beigetragen hatte unter anderem die Ankündigung von US-Präsident Barack Obama, an der entscheidenden Schlussphase des Gipfels teilzunehmen - statt wie zunächst geplant schon Mitte dieser Woche.

"Klimawandel kennt keine Grenzen"

Rasmussen unterstrich, die Delegierten in Kopenhagen stünden vor "schwierigen, aber notwendigen Entscheidungen." Alle Menschen auf der Welt seien von der Erderwärmung betroffen, mahnte der Regierungschef: "Der Klimawandel kennt keine Grenzen." Hedegaard räumte ein, dass es noch viele Hindernisse auf einem Weg zu einem Abkommen gebe. "Aber es ist an uns, sie zu überwinden." Eine Gelegenheit wie in Kopenhagen werde es in Zukunft nicht mehr geben.

Auch der Leiter des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, erklärte, die Zeit der Reden sei vorbei, nun müsse sich die Weltgemeinschaft auf ein weitreichendes Klimaabkommen verständigen. "Kopenhagen wird nur dann ein Erfolg, wenn sofortige und umfassende Maßnahmen vereinbart werden, die am Tag des Gipfel-Endes in Kraft treten." Klimaschützer warnten vor einem Scheitern des Gipfels: "Wir haben zwölf Tage, um den Planet zu retten", sagte WWF-Klimaexpertin Kim Carstensen

Hilfen für arme Länder

In Kopenhagen wird um Ziele zur CO2-Reduktion und Finanzhilfen für Klimaschutz in armen Ländern gerungen. Zur Unterstützung der Entwicklungsländer ist ein Fonds in der Diskussion, in den die Industriestaaten zwischen 2010 und 2012 jährlich zehn Milliarden Dollar einzahlen sollen. Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" will die EU beim Gipfel eine bis drei Milliarden Euro zusagen. Langfristig sind nach EU-Schätzungen rund 100 Milliarden Euro jährlich nötig.

Der Chef des Weltklimarats, Rajendra Pachauri, wies in der Eröffnungssitzung Zweifel am Ausmaß des Klimawandels zurück. Für die Erderwärmung gebe es überwältigende Beweise, sagte er mit Blick auf die Affäre um gehackte E-Mails von Klimaforschern der britischen Universität East Anglia. Skeptiker des Klimawandels sehen in der Korrespondenz einen Beleg dafür, dass Daten über die Erderwärmung gefälscht wurden, um die These vom globalen Temperaturanstieg zu stützen.

Töpfer verlangt mehr Ehrgeiz

Bundesaußenminister Westerwelle unterstrich, die EU sei bereit für ehrgeizige Klimaschutz-Ziele, "aber wir wollen auch die anderen Länder nicht aus ihrer Verantwortung entlassen." Europa solle Vorreiter sein. "Aber die anderen Länder müssen auch ihren Beitrag leisten" Der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) rief derweil die Bundesregierung auf, sich ehrgeizigere Ziele beim Klimaschutz zu setzen. Er erwarte, dass die deutsche Regierung auf der Weltklimakonferenz über die Ziele der Europäischen Union hinausgehe, sagte der Direktor des Potsdamer Instituts für Klimawandel, Erdsystem und Nachhaltigkeit am Montag im Deutschlandradio Kultur.

Die Europäische Union will erst in der Schlussphase des Kopenhagener Klimagipfels entscheiden, ob sie sich auf weitergehende Ziele als bislang für die Reduktion ihrer CO2-Emissionen festlegt. "Wir müssen den Druck auf die anderen Staaten aufrechterhalten", sagte der schwedische Umweltminister Andreas Carlgren als Vertreter der EU-Ratspräsidentschaft. Die EU sei nur dann bereit, ihren Treibhausgas-Ausstoß bis 2020 um 30 Prozent im Vergleich zu 1990 zu drücken, wenn die USA und China bei ihren Klimazielen nachlegten. Fest zugesagt haben die europäischen Staaten eine Reduktion um 20 Prozent.

USA wollen langfristiges Reduktionsziel

Die US-Regierung hat in Aussicht gestellt, die Emissionen des Landes bis 2020 um knapp vier Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. US-Chefunterhändler Jonathan Pershing betonte in Kopenhagen, Washington stelle in seiner Klimapolitik ein langfristiges Reduktionsziel in den Vordergrund. Demnach werde die USA den CO2-Ausstoß bis Mitte des Jahrhunderts um 80 Prozent drücken und damit die Anforderungen der Klimaforschung erfüllen.

epd