Schulen schließen wegen H1N1-Verseuchung

Schulen schließen wegen H1N1-Verseuchung
Wegen der Schweinegrippe haben zahlreiche Schüler in Deutschland außerplanmäßig Ferien. Das neue H1N1-Virus legt mancherorts den Unterricht lahm, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa ergab. Dutzende Klassen oder ganze Schulen sind derzeit geschlossen, um dem Erreger Herr zu werden, andere haben schon wieder ihre Tore geöffnet. Viele Kinder und Eltern sind verunsichert, Gesundheitsexperten warnen aber vor Hysterie.

In Hessen sind laut Kultusministerium derzeit 13 geschlossene Schulen gemeldet, 30 einzelne Klassen seien verwaist. In Sachsen-Anhalt fiel der Unterricht bislang an sechs Schulen komplett aus. An einem Gymnasium in Laucha, das seit Montag wieder geöffnet hat, war etwa jeder achte Schüler an der Schweingerippe erkrankt. Alle Fälle seien milde verlaufen, betonte Schuldirektor Dieter Setzer. Im Kampf gegen das Virus werden unter anderem die Räume mehrmals am Tag stoßweise gelüftet. Auch im Landesgymnasium Latina in Halle wird wieder kräftig gepaukt. Der Stoff werde im Unterricht nachgeholt. "Das kriegen wir wieder hin", sagte Direktor Dietmar Hoge.

Nur zwei Schulen mussten bislang in Berlin jeweils für eine Woche schließen. In beiden Fällen waren mehr als zehn Schüler an der Neuen Grippe erkrankt. In Thüringen fiel seit Anfang November der komplette Unterricht in drei Klassen aus. In Sachsen blieben alle Schulen geöffnet. "Schulschließungen sind nur dann sinnvoll, wenn auch alle anderen außerschulischen Kontakte eingestellt werden", meinte die Leiterin des Leipziger Gesundheitsamtes, Regine Krause-Döring.

"Keine pauschalen Vorgaben"

In Rheinland-Pfalz mussten wegen der Schweinegrippe bislang rund ein Dutzend Schulklassen vorübergehend geschlossen werden. Es sei noch nicht nötig gewesen, die Kinder einer ganzen Schule nach Hause zu schicken, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums in Mainz. Die Entscheidung treffe das Gesundheitsamt zusammen mit der Schule. "Es gibt dafür keine pauschalen Vorgaben", sagte der Sprecher. In Bayern, wo die Schweinegrippe teils auch den Unterricht lahmgelegt hatte, sorgten die Herbstferien für Entspannung. Dort müssen die Kinder erst seit dieser Woche wieder die Schulbank drücken.

Niedersachsen hat vor wenigen Tagen neue Anweisungen für die rund 3.200 Schulen und 4.000 Kitas veröffentlicht, wie mit der Schweinegrippe umzugehen ist. Demnach wird - angesichts der milden Verlaufsform der Krankheit - von Schließungen abgeraten. Aber es gibt auch Ausnahmen für Risikogruppen: zum Beispiel für Behinderte.

Kinder nicht zu früh wieder in die Schule schicken

In Hamburg sollen im Laufe der Woche wieder alle Schulklassen unterrichtet werden. Insgesamt neun Schulen waren mit je ein oder zwei Klassen in der Hansestadt betroffen. Weitere Schließungen aus seuchenhygienischen Gründen soll es nicht geben, betonte der Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde, Rico Schmidt. Passieren könne dies nur, wenn plötzlich keine Lehrer mehr da sein sollten.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rief am Dienstag dazu auf, junge Patienten mit Schweinegrippe auch bei leichtem Verlauf nicht zu früh wieder zur Schule zu schicken. Es sei "hochriskant", die Kinder einen Tag nach Fieber-Abklingen wieder in den Unterricht gehen zu lassen. "Nach überstandener Krankheit sollten sie drei Wochen keinen Sport treiben", empfahl Verbandspräsident Wolfram Hartmann. Bei zu kurzer Genesungszeit und zu früher körperlicher Belastung könnte das Herz geschädigt werden. "H1N1 ist nicht harmlos", warnte der Experte.

dpa