Kuba: Eine Million Menschen besuchen Friedenskonzert

Kuba: Eine Million Menschen besuchen Friedenskonzert
Musik für den Frieden: Mehr als eine Million Menschen haben in Kubas Hauptstadt Havanna ein Konzert besucht.

Gigantisches Konzert bei 35 Grad Hitze: Mehr als eine Million Menschen sind am Sonntag in Kubas Hauptstadt Havanna zu einem Friedenskonzert zusammengeströmt. Damit versammelte sich rechnerisch rund ein Zehntel der kubanischen Bevölkerung auf dem Platz der Revolution. Der kolumbianische Rockstar Juanes hatte das Megakonzert unter dem Motto "Frieden ohne Grenzen" organisiert und 13 weitere Sänger und Gruppen aus Lateinamerika und Spanien eingeladen. Die in das Weiß der Friedensbewegung getauchte Menge tanzte und jubelte fünf Stunden lang - und am Ende gab es auch Tränen.

"Hier auf dem Platz der Revolution, wo auch Papst Johannes Paul II. seine Messe gefeiert hat, machen wir gemeinsam Geschichte", rief die puertoricanische Sängerin Olga Tañón zu Beginn der Veranstaltung. Schon Stunden zuvor hatten sich die Menschenmassen auf dem Platz gedrängt, auf dem seit 1959 Revolutionsführer Fidel Castro seine großen Reden gehalten hatte. Und dieses Mal wurde auch die Staatsmacht besiegt, die vor der Tribüne einen Bereich für Privilegierte hatte schaffen wollen: Die Absperrung wurde nach heftigem Gedränge einfach ignoriert.

"Ich kann nicht glauben, was meine Augen sehen", rief Juanes ins Mikrofon, als er an die Reihe kam und die gigantische Menschenmenge sah. "Das ist der schönste Traum von Frieden und Liebe, den ich erfahren konnte." Die Großveranstaltung war zuvor vor allem von kubanischen Exilanten in Florida scharf kritisiert worden, weil befürchtet wurde, sie könnte von der kubanischen Führung politisch ausgenutzt werden.

Die Veranstalter sagten jedoch, mit dem Konzert solle nicht eine politische Richtung unterstützt, sondern der Frieden gestärkt werden.
Das Konzert solle den Hass verbannen, sagte Juanes. "Wir hoffen, dass auch die jungen Exilkubaner in Miami die Angst besiegen können." Er kündigte an, ein Konzert in Miami veranstalten zu wollen. Ein erstes Konzert unter dem Motto "Frieden ohne Grenzen" hatte er bereits im vergangenen Jahr an der Grenze seines Heimatlandes Kolumbien zu Venezuela abgehalten.

"Politik trennt die Menschen, Kunst und Musik verbinden"

 

"Politik trennt die Menschen, Kunst und Musik verbinden", hatte Juanes in einem Interview gesagt. Und am Sonntag meldete sich selbst US-Präsident Barack Obama zu Wort. Er nannte Juanes einen "tollen Musiker" und forderte Kuba auf, sich von "antidemokratischen Praktiken der Vergangenheit" zu verabschieden. Die kubanische Führung hielt sich zunächst zurück. Das Parteiblatt "Granma" berichtete ausführlich, hob aber vor allem den "musikalischen Erfolg des Megakonzertes" hervor.

   Die Künstler, unter anderem die Spanier Miguel Bosé und Victor Manuel, Juan Fernando Velasco aus Ecuador sowie eine Reihe von Kubanern wie Silvio Rodríguez, Amaury Pérez und Carlos Varela trugen symbolisch weiße Kleidung. Auch die meisten Zuhörer waren in weißen Hemden und mit weißen Sombreros erschienen und verwandelten den Platz in ein weißes Meer, aufgelockert von bunten Schirmen, mit denen sich die Menschen vor der Sonne schützten.

Ein derartiges Konzert hatte es zuvor noch nicht in dem kommunistischen Land gegeben. Im Jahre 2005 waren zu einem Konzert von Audioslave an der Uferpromenade Malecón gerade mal 70.000 Musikfans gekommen. Und zu Air Supply kamen später weniger als 100.000 Fans.

Die Veränderung zeigte sich schon allein in der Tatsache, dass etwa die kubanische Rappergruppe Orishas mitmachte. Sie residiert in Europa und hatte ihren ersten Auftritt in Kuba seit zehn Jahren.
Und Cucu Diamante debütierte im eigenen Land mit seiner Gruppe "Yerbabuena". Am Ende wurde es sehr emotional, als Los Van Van den Klassiker "Chan Chan" von Compay Segundo vortrugen.

"Wie werden den Hass besiegen", hatte Olga Tañón zu Beginn gesagt und sich dabei an die Exilkubaner gewandt. Gemeint hatte sie aber sicherlich auch die verhärteten Fronten der regierenden Schicht in Kuba. "It's time to change", sagte Tañón.

dpa