Das Konzept "Ruhestand" passt nicht mehr

chrismon: Sie schlagen vor, auch Senioren zu einem Pflicht-Wehrdienstjahr einzuziehen. Wie kommen Sie auf die Idee? Klaus Hurrelmann: Das ist eine verkürzte Fassung meiner generellen Forderung, Menschen einzubeziehen, die nicht mehr arbeiten. Und zwar nicht nur in der Diskussion um eine Wehrpflicht. Wir reden also eher von einem generellen Pflichtjahr für ältere Menschen? Ja, ich bin der Meinung, dafür ist jetzt genau die richtige Zeit. Die Belastungen für jüngere Menschen sind einfach viel zu groß. Ich empfinde es als unverantwortlich, nur sie in der Frage nach einem verpflichtenden Dienstjahr zu adressieren, ob es nun im Falle des Wehrdienstes um die Landesverteidigung geht oder um ein soziales Pflichtjahr. Es gab viele empörte Reaktionen auf Ihre Idee. Ja, sogar sehr viele. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, dass es einen großen Konsens in der Gesellschaft gibt über ein Pflichtjahr für junge Menschen – ausgerechnet in einer Lebensphase, die entscheidend für die gesamte weitere Lebensplanung ist. Doch wenn ich das Gleiche für ältere Menschen fordere, dann empfinden das viele als eine Zumutung und Anmaßung.