Tausend gedenken in Andacht des "Helden von Solln"

Tausend gedenken in Andacht des "Helden von Solln"
Nach dem Mord von Solln haben rund tausend Menschen gemeinsam eine ökumenische Andacht unweit des Tatortes am S-Bahnhof Solln gefeiert, um Dominik B. zu gedenken.

In einer bewegenden ökumenischen Feier haben am Mittwoch in München rund tausend Menschen des zu Tode geprügelten Geschäftsmanns Dominik B. gedacht. Bei der Andacht in unmittelbarer Nähe des Tatorts am S-Bahnhof München-Solln riefen evangelische und katholische Pfarrer zur Zivilcourage auf. Trauernde verharrten schweigend am Tatort auf dem Bahnsteig, legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. In Berlin würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das Opfer als Vorbild. Der 50-Jährige habe einen Maßstab für Zivilcourage gesetzt, sagte sie in einer Kabinettsitzung. Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hob den Mut des Mannes hervor.

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Dominik B. war am Samstag auf dem S-Bahnhof von einem 17- und einem 18-Jährigen getreten und geschlagen worden, weil er vier Kinder vor den Gewalttätern schützen wollte. Im Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen.

"Spirale der Gewalt durchbrochen"

Bei der Andacht standen Kinder mit Rosen und Erwachsene mit Kerzen vor einem Altar, auf dem ein Bild des Opfers aufgestellt war. Eine aus Kieselsteinen gelegte Figur symbolisierte eine "Spirale der Gewalt". Der evangelische Pfarrer Christian Wendebourg legte eine Rose an die Stelle eines Steines, als Zeichen dafür, dass Dominik B. die Spirale der Gewalt durchbrochen habe. Mit Beginn der Andacht, die unmittelbar hinter dem Bahnsteig stattfand, stellten die Münchner S- und U-Bahnen ihren Betrieb für eine Gedenkminute ein.

Der katholische Dekan Wolfgang Neidl sagte, Dominik B. habe seinen couragierten Einsatz mit dem Leben bezahlt. Die Schreckenstat löse Verzweifelung, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Zorn und Trauer aus. Der evangelische Pfarrer Wendebourg betonte, das Eintreten des Geschäftsmannes für andere sei nicht sinnlos gewesen. "Sein Mut hat vier Kinder beschützt." In Erinnerung solle nicht sein Tod bleiben, sondern seine Tat. In Fürbitten wurde auch für die beiden Täter gebetet.

Bei der Gedenkfeier wurde auch eine Grußbotschaft der Eltern von Dominik B. vorgelesen. Darin dankten sie für die große Anteilnahme und erklärten, sie wollten ihre Trauer im engsten Familienkreis bewältigen. Das gelte auch für die Beisetzung.

Mehr Personal in bayrischen S- und U-Bahnen

Bereits am Vormittag hatte die bayerische Landesregierung des 50-Jährigen Opfers in einer Schweigeminute gedacht. Ministerpräsident Seehofer sagte: "Wir alle sind fassungslos über das brutale und abscheuliche Verbrechen." Dominik B. habe seine Zivilcourage mit dem Leben bezahlt. Er solle posthum mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet werden.

Als Konsequenz aus dem Verbrechen forderte der bayerische Ministerpräsident eine intensivere Überwachung durch Polizisten in allen U- und S-Bahnen. Ob das Strafrecht verschärft werden müsse, solle eine Arbeitsgruppe in den kommenden vier Wochen prüfen, sagte er nach der Kabinettssitzung. Gegebenenfalls werde Bayern dann im Bundesrat vorstellig werden.

"Wir dürfen nicht in Aktionismus verfallen", sagte Seehofer. Tabus dürfe es aber auch nicht geben. Seehofer verlangte zudem mehr Videokameras in S-Bahnen und eine kostenlose Beförderung von Polizisten auch in Zivil. Seehofer will auf vorbeugende Maßnahmen mehr Wert legen. "Prävention hat ein ganz großes Gewicht."

epd