Salafistenprediger Pierre Vogel preist die Scharia

Foto: epd-bild / Thomas Lohnes
Salafistenprediger Pierre Vogel preist die Scharia
Er ist als Hassprediger verschrien und gilt als Fanatiker. Die Auftritte von Pierre Vogel provozieren. Rund 400 Menschen gingen am Samstag gegen eine Kundgebung des Salafisten in Offenbach auf die Straße.

Der umstrittene Salafistenprediger Pierre Vogel hat bei seiner Kundgebung am Samstag in Offenbach deutlich weniger Zuhörer angelockt als erwartet. Nach Angaben der Polizei nahmen an der Veranstaltung "Scharia - barbarisch oder perfekt?" höchstens 200 Menschen teil. Die Veranstalter hatten mit 500 gerechnet. Gegen Vogel demonstrierten rund 400 Menschen. Nach Angaben der Polizei gab es keine Zwischenfälle. Die Stadt hatte die Kundgebung unter Auflagen erlaubt. Für ein Verbot gebe es keine Rechtsgrundlage, hieß es.

In seiner Rede pries der Prediger die Scharia. "Wir haben keinen Kuschelgott, wir haben einen wahrhaftigen Gott", betonte der Konvertit aus Nordrhein-Westfalen. Gott habe das gesamte Universum erschaffen, also habe er auch das Recht zu sagen, "was du zu tun und zu lassen hast". Viele Menschen assoziierten die Scharia mit "rollenden Köpfen, abgeschlagenen Händen und geschlagenen Frauen", sagte Vogel.

Die Körperstrafen machten nur einen kleinen Teil des Islams aus. Das Beten und Fasten gehöre zu den Säulen des Korans, doch das trete völlig in den Hintergrund. Muslime müssten unter Scharia verstehen, ihre Nachbarn gut zu behandeln, mit ihren Familien nicht zu streiten - "und dass es keine Zwangsheirat im Islam gibt", sagte der Prediger. Im Anschluss an die Kundgebung konvertierten auf der Bühne ein Mann und eine Frau zum Islam.

400 Gegendemonstranten in Offenbach

"In Offenbach ist kein Platz für solche Hassprediger", sagte die Sprecherin des Bündnisses "Bunt statt Braun", Barbara Leissing. Salafismus stehe für religiösen Fanatismus, für Frauenunterdrückung und Kriegsverherrlichung. Auf Plakaten war zu lesen: "Der Islam gehört zu Deutschland. Faschismus nicht" und "Islam ist Frieden. Salafismus ist Krieg".

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Zu der Gegendemonstration hatten die Grünen, die Linke, die Jusos und das Bündnis "Bunt statt Braun" aufgerufen. "Für die Feinde der Demokratie darf es keine falsch verstandene Toleranz geben, egal ob es Nazis oder gewaltbereite Salafisten sind", erklärte der Integrationsdezernent der Stadt Offenbach, Felix Schwenke (SPD).

Die salafistische Szene im Rhein-Main-Gebiet ist derzeit sehr aktiv. Anfang Mai wurde ein Jugendhaus für mehrere Wochen geschlossen, nachdem radikale Muslime dort Mitarbeiter bedroht hatten. Kurz darauf entwendeten Täter aus ähnlichen Kreisen einen Koran aus einer Kunstausstellung. Der Staatsschutz geht davon aus, dass es alleine in Frankfurt schätzungsweise 350 gewaltbereite Salafisten gibt.

In Hessen wird die Gruppe auf etwa 1.200 geschätzt. Die Zahl ist durch den Krieg in Syrien sprunghaft angestiegen. Nach Einschätzung der Behörden versuchen einige von ihnen, gezielt junge Muslime für eine Teilnahme am "Dschihad" (Heiliger Krieg) zu rekrutieren. Vier junge Männer aus Frankfurt sollen im syrischen Bürgerkrieg bisher getötet worden sein.