Mit verbundenen Augen: Weltweiter Protest gegen Folter

Foto: epd/Rolf Zoellner
Mit verbundenen Augen: Weltweiter Protest gegen Folter
Anlässlich des Internationalen Tags zur Unterstützung der Folteropfer gab es am Mittwoch in ganz Deutschland Proteste gegen Folter. In mindestens 79. Ländern wird noch gefoltert.

Mit schwarzen Augenbinden mit der Aufschrift: "Schau nicht weg - Stop Folter" haben Aktivisten von Amnesty International am Mittwoch in ganz Deutschland gegen Folter protestiert. Anlass war der Internationale Tag zur Unterstützung der Folteropfer am 26. Juni, der in weltweit 50 Ländern zu Protesten genutzt wurde. In Berlin nahmen an der Aktion gegenüber dem Dom etwa 30 Amnesty-Mitglieder und Unterstützer teil, darunter der Schauspieler Benno Fürmann und die Generalsekretärin der deutschen Sektion, Selmin Caliskan.

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In München, Köln und Berlin hatten Amnesty-Aktivisten auch den Denkmälern von Karl Valentin, Willy Millowitsch und Heinrich Zille die Augen mit schwarzen Tüchern verbunden. Gleichzeitig rief Amnesty dazu auf, Selbstporträts mit Augenbinde online zu stellen und mit dieser "Selfie"-Aktion den Kampf gegen Folter zu unterstützen.

In mindestens 79 Ländern werde auch in diesem Jahr noch gefoltert, sagte Amnesty-Generalsekretärin Caliskan in Berlin. Deutschland müsse von anderen Regierungen einen konsequenten Kampf gegen Folter verlangen, aber auch selbst mit gutem Beispiel vorangehen. "Bisher gibt Deutschland lächerlich wenig für die Vorbeugung gegen Folter und Misshandlung aus", kritisierte Caliskan. Frankreichs Budget für die nationale Präventionsstelle sei zehn Mal so groß.

An die Justizminister der Länder, die derzeit in Binz auf Rügen tagen, appellierte Caliskan, die "Nationale Stelle zur Verhütung von Folter" ausreichend zu finanzieren. Die Stelle, die unter anderem Hafteinrichtungen kontrolliert, um Folter und Misshandlungen zu verhindern, habe bisher ein jährliches Budget von 300.000 Euro.

Der Schauspieler Benno Fürmann kritisierte, dass die Bundesrepublik zu vielen Ländern wie Mexiko oder Usbekistan, wo Folter alltäglich sei, enge Beziehungen unterhalte. "Die Bundesregierung muss von diesen Ländern konkrete Maßnahmen gegen Folter fordern", forderte er. Sonst bleibe das Bekenntnis zum internationalen Folterverbot eine leere Floskel.