Leipzig erinnert an 25 Jahre Montagsdemonstration

Leipzig erinnert an 25 Jahre Montagsdemonstration
Leipzig will den 25. Jahrestag der historischen Montagsdemonstration am 9. Oktober mit einem Friedensgebet und einem Lichtfest feiern. Bundespräsident Joachim Gauck wird an dem Tag im Leipziger Gewandhaus eine Rede zur Demokratie halten, wie Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) am Freitag mitteilte.

Dazu werden die Präsidenten Polens, Ungarns, Tschechiens und der Slowakei erwartet. Am Abend des Jahrestags ist ein Friedensgebet in der Nikolaikirche geplant, von der aus damals die Montagsdemonstrationen begannen.Zu den Gedenkfeiern werden mehr als 150.000 Menschen erwartet.

###mehr-artikel###

Die Demonstration mit mehr als 70.000 Menschen am 9. Oktober 1989 galt als entscheidend für das Ende des DDR-Regimes. Sie fand zwei Tage nach den offiziellen Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der DDR statt. Gauck war seinerzeit in Rostock ein führendes Mitglied der Oppositionsbewegung Neues Forum.

Die Präsidenten Deutschlands, Polens, Ungarns, Tschechiens und der Slowakei nehmen in diesem Jahr gemeinsam an Veranstaltungen in den jeweiligen Ländern teil, die an entscheidende Ereignisse des Jahres 1989 erinnern.

Hollitzer: "Wir hatten ein riesengroßes Glück"

Der Leiter der Gedenkstätte im früheren Leipziger Gebäude der Staatssicherheit, Tobias Hollitzer, erinnerte daran, dass die Menschen damals ein militärisches Eingreifen ähnlich wie in Peking im Juni 1989 erwartet hatten. "Wir hatten ein riesengroßes Glück in Leipzig, dass es nicht zur chinesischen Lösung kam, zu der sich damals Egon Krenz vorher bekannt hatte", sagte Hollitzer. Krenz folgte am 17. Oktober 1989 auf Erich Honecker als Staats- und Parteichef und war zuvor unter anderem im Zentralkomitee der SED für Sicherheitsfragen zuständig gewesen.

Unterdessen waren in der Nikolaikirche seit den 80er Jahren vom damaligen Pfarrer Christian Führer Friedensgebete organisiert worden, die zum Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen wurden. Das Gewandhaus selbst, in dem Gauck sprechen wird, hat ebenso historische Bedeutung: Der seinerzeitige Gewandhauskapellmeister Kurt Masur gehörte zu sechs prominenten Leipzigern, die für den 9. Oktober 1989 dazu aufgerufen hatten, "Keine Gewalt!" anzuwenden. Die Aufrufe wurden damals über Lautsprecher in der Innenstadt verbreitet, über die sonst der Stadtfunk sendete.

Friedensgebet mit James Baker

Zum diesjährigen Friedensgebet wird auch James Baker erwartet, der von 1989 bis 1992 Außenminister der USA war. Die musikalische Begleitung des Gebets übernimmt "Prinzen"-Sänger Sebastian Krumbiegel, der während seiner Schulzeit Mitglied des Leipziger Thomaner-Chors war.

Für das Lichtfest wird am Abend der gesamte Ring um Leipzigs Innenstadt genutzt. Auf 3,6 Kilometern Länge werden an mehr als 20 Stationen 16 Kunstprojekte zu sehen sein. Auf dem Augustusplatz, der vor 25 Jahren noch nach Karl Marx benannt worden war, soll vor der Oper aus 25.000 Kerzen der Schriftzug "Leipzig 89" entstehen.