Westfälische Präses: Kirchen werden nicht bevorzugt

Westfälische Präses: Kirchen werden nicht bevorzugt
Die christlichen Kirchen haben nach den Worten der westfälischen Präses Annette Kurschus keine Privilegien gegenüber anderen Religionen.
16.06.2014
epd
Holger Spierig

"Die Kirchen sind nach wie vor ein wichtiger und einflussreicher Teil der Zivilgesellschaft", sagte die oberste Repräsentantin der viertgrößten evangelischen Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd). Andere Religionen sowie Religionslose hätten in Deutschland selbstverständlich gleiche Rechte. Damit das auch in der Praxis funktioniere, brauche der Staat jedoch ein organisatorisches Gegenüber, erklärte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen.

###mehr-artikel###

Das sei bei den Juden in Deutschland gegeben, die eine eigene Wohlfahrtspflege mit sozialen Einrichtungen betrieben. Bei anderen Religionen wie dem Islam gebe es noch keine zentralen Repräsentanten, die alle Muslime vertreten könnten. Hier werde gemeinsam nach Lösungen gesucht, das sei jedoch nicht immer einfach. Das zeige sich etwa beim islamischen Religionsunterricht. Atheistische Organisationen und Verbände repräsentierten so wenige Menschen, dass hier von einem Vertretungsanspruch keine Rede sein könne.

Verständnis äußerte Kurschus dafür, dass die verfassungsrechtlich garantierten Entschädigungszahlungen für die Enteignung von Kirchengütern zu Beginn des 19. Jahrhunderts - sogenannte Staatsleistungen - zu kritischen Fragen führen. "Aber wir hängen nicht an diesen Zahlungen, und wir hängen nicht von ihnen ab", betonte sie. Diese Leistungen machten bei der westfälischen Kirche weniger als ein Prozent der Kirchensteuereinnahmen aus. Für eine Ablösung der laufenden Verpflichtung durch eine Einmalzahlung müsse der Anstoß jedoch vom Staat ausgehen. "Auf eine vernünftige Lösung könnten wir uns gewiss verständigen."

Am Montag wollten Spitzenvertreter von Politik und christlichen Kirchen in Nordrhein-Westfalen im Düsseldorfer Landtag über das Verhältnis von Kirche und Staat diskutieren. Von dem staatskirchenrechtlichen Symposium erhofft sich Kurschus einen offenen und ehrlichen Austausch über "Grundsatzfragen, für die im Alltagsgeschäft oft zu wenig Zeit bleibt". Staat und Kirchen hätten in Deutschland ein partnerschaftliches Verhältnis, das sich seit langem bewährt habe.