Gauck ruft in Buchenwald zur Verteidigung von Grundwerten auf

Foto: epd/Maik Schuck
Gauck ruft in Buchenwald zur Verteidigung von Grundwerten auf
Bundespräsident Joachim Gauck hat am Dienstag bei einem Besuch der Gedenkstätte Buchenwald zur Verteidigung grundlegender Werte aufgerufen. "Wer hier einen Tag verbracht hat, ist motiviert, unsere Demokratie zu schützen", sagte Gauck.

Bei dem Besuch in der Gedenkstätte gedachte er auf dem Appellplatz des früheren Lagers der Opfer aus ganz Europa und legte Blumen an einem Gedenkzeichen nieder. Gauck betonte, die Idee der Menschenrechte sei keine westliche Erfindung, sondern universell.

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Zugleich sprach sich der Bundespräsident für eine offensive Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit aus. "Das Wegsehen nach dem Krieg hat uns nicht befreit", sagte Gauck in einem Gespräch mit Studierenden zum Thema Schuld und Verantwortung heute. Je entwickelter eine Zivilgesellschaft sei, desto stärker sei sie, sich selbst zu hinterfragen.

In dem Lager auf dem Ettersberg bei Weimar wurden von 1937 bis zur Befreiung 1945 von der SS mehr als eine Viertelmillion Menschen aus über 50 Nationen gefangen gehalten. Etwa 56.000 Häftlinge wurden in Buchenwald und seinen 136 Außenlagern von den Nationalsozialisten ermordet oder starben infolge schlechter Lebensbedingungen, Hunger und Krankheiten.

"Schwarzes Loch" der Geschichte

Gauck traf auch zwei ehemalige KZ-Häftlinge und Insassen des sowjetischen "Speziallagers Nr.2", in dem nach dem Zweiten Weltkrieg in Buchenwald bis 1950 rund 7.000 Menschen starben. Begleitet wurde der Bundespräsident bei seinem Besuch von fünf jungen Freiwilligen, die seit September 2013 in der Gedenkstätte arbeiten. Außerdem waren Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU), Gedenkstättenleiter Volkhard Knigge und der Vorsitzende des Stiftungsrates der Gedenkstätte, Kultusminister Christoph Matschie (SPD), dabei.

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Der Bundespräsident bezeichnete den Nationalsozialismus als schwarzes Loch der deutschen Geschichte. Der Ort nahe Weimar enthalte einen Appell, humane Werte überall zu verteidigen, sagte Gauck vor dem historischen Eingangstor zum ehemaligen NS-Konzentrationslager. Das Besondere an Buchenwald sei, dass sich hier die Hochkultur der Deutschen Klassik mit dem allertiefsten Fall der Zivilisation verbinde.

Es war der erste Besuch Gaucks in seiner Funktion als Bundespräsident in der Gedenkstätte. Erst vor zwei Wochen hatte Gauck das ehemaligen KZ Theresienstadt in Tschechien besichtigt. In der vergangenen Woche war in der Gedenkstätte Buchenwald das restaurierte Lagertor des ehemaligen Konzentrationslagers mit dem zynischen Spruch "Jedem das Seine" wieder an seinem ursprünglichen Platz eingesetzt worden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die sowjetische Besatzungsmacht das Lager im Rahmen der alliierten Entnazifizierung als ihr "Speziallager Nr.2". Bis 1950 waren dort über 28.000 Menschen interniert, unter ihnen neben ehemaligen kleineren und mittleren Funktionsträgern der Nazis auch zahlreiche unschuldig Inhaftierte.