Streit über Inklusion auf Walldorfer Gymnasium dauert an

Foto: dpa/Uwe Anspach
Vier Jahre lang hat Henri gemeinsam mit seinen Klassenkameraden gelernt und gespielt. Nach der Grundschule möchte der Elfjährige mit Down-Syndrom gern wie seine Freunde aus Walldorf im Rhein-Neckar-Kreis aufs Gymnasium wechseln.
Streit über Inklusion auf Walldorfer Gymnasium dauert an
Ein Junge mit Down-Syndrom will ans Gymnasium. Doch die Lehrer und das Land Baden-Württenberg sind dagegen. Unterstützung bekommt der Elfjährige dafür von den Schülervertretungen.

Der Streit über die Aufnahme eines geistig behinderten Schülers auf ein Gymnasium in Walldorf (Baden-Württemberg) reißt nicht ab. Während der Landesschülerrat am Montag den Wechsel des Jungen auf die Schule unterstützte, wies die Lehrergewerkschaft VBE das Anliegen zurück.

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Der Landesschülerbeirat Baden-Württemberg sprach sich dafür aus, dem Wunsch der Familie des Jungen zu entsprechen. Es bestehe "zunächst kein Grund, Henri Ehrhardt die ihm zustehende inklusive Schulbildung und damit den Weg auf das Gymnasium nicht zu gewähren". Er habe "wie alle Menschen in Baden-Württemberg das UN-Recht auf Bildung".

In einer Internetpetition haben sich bereits mehr als 20.000 Menschen für die Aufnahme des Jungen mit Down-Syndrom auf dem Gymnasium ausgesprochen. Die Gesamtlehrerkonferenz und die Schulkonferenz hatten das allerdings abgelehnt. Angeführt wird, dass der geistig behinderte Junge vom Lernstoff überfordert würde.

Henri will bei seinen Freunden bleiben

Baden-Württembergs Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hatte am Donnerstag davor gewarnt, den Streit um den elfjährigen Henri zu einem "symbolischen Fall" zu machen. Nach Stochs Angaben soll binnen zwei Wochen klar sein, ob es Alternativen zur Beschulung in dem Walldorfer Gymnasium gibt.

Insgesamt geht es darum, dass drei Eltern von Kindern mit einer Behinderung wünschen, dass ihre Kinder, die gemeinsam in die Grundschule in Walldorf gehen, künftig auch zusammen am Gymnasium in Walldorf unterrichtet werden. Neben Henri sind dies zwei körperlich behinderte Kinder, die eine Gymnasialempfehlung ihrer Grundschule haben. Henris Familie liegt vor allem daran, dass er mit seinen Schulfreunden weiter in den Unterricht gehen kann.

Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verband Bildung und Erziehung (VBE), befürwortet grundsätzlich die Aufnahme des Jungen am Gymnasium. Er wies jedoch auf die drohenden schulischen Schwierigkeiten für das geistig behinderte Kind hin. Der Familie werde klar sein, dass Henri "das Schulziel am Gymnasium nicht erreichen kann", sagte Brand. Wenn die Familie es als höheres Gut ansehe, dass er mit seinen Schulfreunden zusammen bleibt, sei das "nur kurzfristig gedacht". Denn Henri werde immer Brüche in seinem Leben haben, immer wieder werde er Trennungen verkraften müssen.