Verband: Orchestersterben geht weiter

Verband: Orchestersterben geht weiter
Die Deutsche Orchestervereinigung schlägt Alarm: Immer mehr öffentlich finanzierte Ensembles verschwinden aus der deutschen Kulturlandschaft.

In den vergangenen 22 Jahren sank die Zahl der sogenannten Kulturorchester um 37 auf aktuell noch 131 Klangkörper, wie die Orchestervereinigung am Mittwoch in Berlin mitteilte. Im selben Zeitraum sank die Zahl der ausgewiesenen Musikerplanstellen in den Orchestern bundesweit um 19 Prozent von mehr als 12.000 auf unter 10.000. Der Geschäftsführer der Orchestervereinigung, Gerald Mertens, forderte den Bund auf, finanzschwachen Kommunen bei der Existenzsicherung ihres Orchesters unter die Arme zu greifen.

Besonders hart hat es die Musiker in Ostdeutschland getroffen. "Auch im 24. Jahr nach der Wiedervereinigung sind die Orchesterstrukturen in den neuen Bundesländern leider noch immer nicht gesichert." Bis heute seien im Osten rund 37 Prozent aller Planstellen für Musiker "unwiederbringlich verloren gegangen", sagte Mertens. Ein Ende dieser Entwicklung sei nicht absehbar.

"Kollateralschaden" des Schuldenabbaus

In einigen alten Bundesländern sei die steigende Verschuldung der Kommunen mittlerweile besorgniserregend, hieß es. "Es ist zu befürchten, dass in naher Zukunft auch Orchester vermehrt zum 'Kollateralschaden' kommunaler Entschuldungsprogramme werden könnten." Der durchschnittliche Frauenanteil in deutschen Orchestern liegt den Angaben zufolge bei rund 30 Prozent, bei den 25 bis 30-Jährigen schon deutlich über 50 Prozent. Mitgliederdaten zeigten, dass die Orchester in Zukunft "weiblicher" werden, hieß es.