TV-Tipp des Tages: "Ohne dich" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Ohne dich" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Ohne dich", 2. Januar, 20.15 Uhr im Ersten
Ralf geht segeln und kehrt nicht mehr zurück; das Boot wird verwaist gefunden. Weil es aber auch keine Leiche gibt, ist Martina sicher, dass ihr Lebensgefährte noch lebt.

Es sind bloß Kleinigkeiten, doch sie sorgen dafür, dass von Anfang an ein Schatten über der scheinbar idyllischen Beziehung von Martina (Stefanie Stappenbeck) und Ralf (Andreas Pietschmann) liegt. Das Pärchen betreibt gemeinsam ein Restaurant in Köln und macht Urlaub in der Betragne. Eines Tages kommt es zur Tragödie: Ralf geht segeln und kehrt nicht mehr zurück; das Boot wird verwaist gefunden. Weil es aber auch keine Leiche gibt, ist Martina sicher, dass ihr Lebensgefährte noch lebt. Ihre Überzeugung ist so stark, dass sie die Träume von Ralfs nächtlichen Besuchen für Wirklichkeit hält; erst recht, als sie am nächsten Morgen zwei benutzte Gläser findet. Es gibt nur einen Weg, die Wahrheit rauszufinden: Sie muss noch mal nach Frankreich.

Zwischen Zuversicht und Verzweiflung

Die Handlung ist weder neu noch spektakulär, aber Buch (Ulrike Stephan) und Regie (Florian Baxmeyer) versehen die Geschichte von Anfang an mit einer ganz speziellen Atmosphäre, an der auch die Bildgestaltung (Arthur W. Ahrweiler) und vor allem die lauernde Musik großen Anteil haben. Enjott Schneiders Kompositionen geben den Aufnahmen eine Abgründigkeit, die ständig nahe legt, den Bildern nicht zu trauen: weder der anfänglichen Idylle noch der späteren Einsamkeit. Weinhändler Johannes (Oliver Mommsen), der als Witwentröster keineswegs nur uneigennützige Motive verfolgt, ist und bleibt ebenso eine Nebenfigur wie Martinas Mutter (Renate Krößner) oder ihr Bruder (Stefan Grossmann).

Es geht einzig und allein um die selbstbewusste junge Frau und ihre Trauer; alles andere ist bloß Ablenkung, wie Baxmeyer quasi zwischen den Zeilen vermittelt. Die Wirkung des Films entfaltet sich dank Inszenierung und Musik gewissermaßen subkutan; deshalb lebt "Ohne dich" auch weniger vom Offensichtlichen, sondern vor allem von dem Abgrund, den man hinter den Bildern erahnt. Mit einer entscheidenden Einschränkung: Stefanie Stappenbeck spielt die Rolle der jungen Frau, die von einem Moment auf den anderen den Boden unter den Füßen verloren hat, famos.

Sie ist in jeder Einstellung bedingungslos glaubwürdig: am Anfang, als Martina vor Liebe nur so strahlt, ebenso wie später, als ihr Zustand ständig zwischen Zuversicht und Verzweiflung wechselt. Ganz wichtig für die entsprechenden Szenen ist die Zeit, die Baxmeyer seiner Hauptdarstellerin gibt, um diese Gefühle auszuleben.

Und so ist "Ohne Dich" vom Vorzeichen her zwar ein romantischer Thriller, doch die Spannung entsteht vor allem durch die Mischung aus Hoffen und Bangen, die man dank Stappenbecks Spiel mit der Hauptfigur teilt. Schade nur, dass die Auflösung des Geheimnisses und damit auch der Schluss etwas kraftlos ausfallen.