Offenbar mehrere hundert Tote bei Kämpfen im Südsudan

Offenbar mehrere hundert Tote bei Kämpfen im Südsudan
Vermuteter Putschversuch im Südsudan: Bei den jüngsten Kämpfen sind möglicherweise Hunderte Menschen getötet worden.

Aus UN-Kreisen verlautete laut einem Bericht des Senders BBC vom Mittwoch, dass die Opferzahl der vergangenen Tage offenbar zwischen 400 und 500 liege. Der UN-Sicherheitsrat in New York äußerte sich besorgt und rief alle Beteiligten auf, die Gewalt sofort zu beenden. Die Kämpfe zwischen zwei rivalisierenden Einheiten der Armee hatten am Sonntag begonnen.

Unterdessen schien sich die Lage in der Hauptstadt Juba am Mittwoch zu beruhigen. Einwohner meldeten Medienberichten zufolge, die Läden seien geöffnet, die Straßen wieder belebter. Der UN-Repräsentant Toby Lanzer twitterte, die Nacht sei ruhig gewesen. Auf den Straßen seien Fußgänger, Motorrad- und Autofahrer zu sehen. Auch der Flughafen sei offen.

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Rund 20.000 Menschen flüchteten sich nach Angaben des UN-Sicherheitsratsvorsitzenden Gérard Arnaud zeitweilig auf die Grundstücke der Vereinten Nationen in Juba, wie die BBC weiter berichtete. Der Konflikt könne sich noch zu einem Bürgerkrieg ausweiten, warnte der französische Diplomat. Offenbar verlaufe der Konflikt entlang ethnischer Linien.

Präsident Salva Kiir beschuldigte seinen ehemaligen Stellvertreter Riek Machar am Montag eines Putschversuches. Dieser wies die Vorwürfe laut BBC am Mittwoch zurück. Machar gehört zur Ethnie der Dok-Nuer und leitet eine Splittergruppe innerhalb der Regierungspartei SPLM, der "Befreiungsbewegung des Südsudanesischen Volkes". Sie ging aus der bewaffneten "Befreiungsarmee des Südsudanesischen Volkes" (SPLA) hervor, die in einem jahrzehntelangen Krieg mit dem Sudan für die Unabhängigkeit des Südens kämpfte. Kiir ist Dinka, ebenso wie der langjährige Führer der SPLA, John Garang.

In den 90er Jahren wurden heftige Machtkämpfe zwischen Garang und Machar zwischen den ethnischen Gruppen ausgetragen. In dem Bürgerkrieg zwischen Nuer und Dinka starben Tausende Menschen, Dörfer wurden verwüstet. Viele fürchten nun einen Rückfall in diese Zeiten.

Der Gouverneur des ölreichen Bundesstaates Unity, Simon Kun Pouch, sieht in den Spannungen jedoch keinen ethnischen Konflikt. In einem Eintrag auf der Internetseite der südsudanesischen Regierung erklärte er, unter den Anhängern Machars seien Dinka, Chol, Nuer und Angehöriger weiterer Ethnien.

Die Regierung hat im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Putschversuch zehn Politiker verhaftet, darunter einen ehemaligen Finanzminister. Nach eigenen Angaben sucht sie weiter nach Machar, dessen Aufenthaltsort derzeit nicht bekannt sei. Kiir hatte seinen Stellvertreter Machar im Juli entlassen. Dieser hat angekündigt, bei der Präsidentenwahl 2015 gegen Kiir kandidieren zu wollen. Der Südsudan ist der jüngste Staat Afrikas und wurde erst im Juli 2011 unabhängig.