UN bestätigen Giftgaseinsätze an fünf Orten in Syrien

Foto: REUTERS/Bassam Khabieh
Ein Mann ist über die Leiche eines Kindes gebeugt, das während des Giftgasangriffs bei Damaskus getötet wurde.
UN bestätigen Giftgaseinsätze an fünf Orten in Syrien
Die UN-Chemiewaffeninspekteure haben den Einsatz von Giftgas im syrischen Bürgerkrieg in fünf Fällen bestätigt. Für die verheerende Sarin-Attacke auf Zivilisten im August in der Region Damaskus gebe es "klare und überzeugende Beweise", heißt es in dem am Donnerstag (Ortszeit) in New York vorgelegten Abschlussbericht. Die UN-Experten haben allerdings nicht untersucht, ob die Regierung oder die Rebellen für den Giftgasangriff verantwortlich sind.
13.12.2013
Mit Material von epd und dpa

Neben dem Angriff in der Region Damaskus hätten die UN-Experten zudem glaubhafte Informationen über den Einsatz von Chemiewaffen an vier weiteren Orten gefunden. Zivilisten und Soldaten seien Opfer von Attacken mit den international geächteten Waffen geworden.

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Der Bericht, der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon übergeben wurde, nennt jedoch keine Verantwortlichen für die Angriffe. Die Klärung dieser Frage gehörte nicht zum Mandat der Inspekteure. Zudem enthält der Report keine Angaben über die Zahl der Opfer. Das Regime von Präsident Baschar al-Assad und Rebellen beschuldigen sich gegenseitig, das Giftgas verwendet zu haben. Assad hatte sich nach dem verheerenden Chemiewaffenangriff im August in Ghuta im Raum Damaskus mit Hunderten Toten bereiterklärt, sein Giftgasarsenal unter internationaler Aufsicht vernichten zu lassen.

"Affront gegen die Menschlichkeit"

In dem Bericht ist von Beweisen für fünf Einsätze von Chemiewaffen zwischen März und August die Rede. So habe in der Ortschaft Chan Al Assal am 19. März 2013 ein "relativ großer" Angriff stattgefunden. In Dschobar sei am 24. August "in einem relativ kleinen Ausmaß" Sarin eingesetzt worden. Opfer des Angriffs seien Soldaten gewesen. Weiter habe es in einem "kleinen Ausmaß" einen Angriff gegen Zivilisten am 24. August in Sarakeb gegeben. Und am 25. August seien wiederum Soldaten das Opfer einer Attacke mit Chemiewaffen in Aschrafia Sahnaja geworden.

An den vier Orten sei ein Gaseinsatz wahrscheinlich, wenn er letztlich auch nicht eindeutig bewiesen werden könne. Dazu lägen zu wenig unabhängig gesammelte Informationen vor. Die Gutachter stützen ihre Annahmen aber auf Bodenproben, die Untersuchung von Patienten, Gespräche mit Augenzeugen und der Auswertung von Waffen. Bei zwei der sieben untersuchten Orte gab es demnach keinen Hinweis auf einen Giftgaseinsatz.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon (rechts) und der Leiter der Chemiewaffeninspekteure für Syrien, Ake Sellström, im UN-Hauptquartiert in New York.

Zudem erwähnen die Fachleute den Angriff mit Sarin am 21. August in Ghuta. Bei dem Angriff seien auch Kinder unter den etwa 1400 Toten gewesen. Bereits in einem ersten im September überreichten Bericht hatte das Expertenteam dort "klare und überzeugende" Beweise für einen Sarin-Angriff gefunden. Für den nun vorgelegten zweiten Bericht waren die Inspekteure nach Syrien zurückgekehrt, um weitere Vorfälle zu untersuchen.

"Der Einsatz von Chemiewaffen ist eine schwerwiegende Verletzung internationalen Rechtes und ein Affront gegen die Menschlichkeit", sagte Ban bei der Entgegennahme des Berichtes. Die internationale Gemeinschaft müsse sicherstellen, dass die furchtbaren Waffen weltweit, nicht nur in Syrien, zerstört würden.

Ban unterrichtet UN-Vollversammlung

Ban wollte am Freitagnachmittag (Ortszeit) die UN-Vollversammlung über die Befunde informieren. In dem Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und verschiedenen Rebellengruppen wurden seit März 2011 bereits mehr als 100.000 Menschen getötet, mehrere Millionen flüchteten.

Die Regierung in Damaskus hatte die UN-Experten im Frühjahr selbst angefordert - und dann fünf Monate nicht einreisen lassen und hingehalten. Erst im Spätsommer hatte das Team einreisen dürfen, für einige Untersuchungen war es da schon zu spät. Nachdem US-Präsident Barack Obama Ende August mit einem militärischen Eingreifen gedroht hatte und die UN-Experten im September die Ghuta-Attacke bestätigt hatten, stimmte Russland einer Resolution des UN-Sicherheitsrates zu, die die Zerstörung des syrischen Chemiewaffenarsenals forderte. Mitte 2014 sollen alle Giftgasvorräte aus dem Land geschafft sein und vernichtet werden.