TV-Tipp des Tages: "Zurück ins Leben" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Zurück ins Leben" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Zurück ins Leben", 18. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten
Road Movie um das Ehepaar Maria (Christiane Hörbiger) und Jakob (Michael Mendl), die im Alter eine gemeinsame Reise in Jakobs Vergangenheit - nach Danzig - wagen.

Der Österreicher Nikolaus Leytner sorgte hierzulande mit seinem Schuld-und-Sühne-Drama "Ein halbes Leben" (2008) für Furore, das sowohl mit dem Deutschen Fernsehpreis als auch mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Zuvor hatte er allerdings bereits mit der Neuverfilmung des Dürrenmatt-Stücks "Der Besuch der alten Dame" gezeigt, was für ein herausragender Filmemacher er ist. Die unbarmherzige Titelfigur wurde damals von Christiane Hörbiger verkörpert.

Die große Wienerin hat bereits fünf mal mit Leytner zusammengearbeitet ("Die Geschworene", "Die lange Welle hinterm Kiel") und scheint unter seiner Regie noch besser zu sein als sonst. Meist sind die gemeinsamen Werke Dramen, und auch "Zurück ins Leben" erzählt eine ernste Geschichte, doch das Drehbuch (meist von Leytner selbst, diesmal von Michael Gruber) gibt der stellenweise tragischen Handlung romantische und komische Züge. Vor allem aber ist der Film ein "Road Movie", und wie die meisten Reiseerzählungen geht es letztlich darum, sich selbst zu finden.

Schon Hörbiger und Mendl sind es wert, den Film anzuschauen

Hauptfigur ist daher eigentlich auch weniger die von Hörbiger famos verkörperte Maria Niemann, eine Seniorin im Unruhestand, sondern Jakob Frankl, ein unglücklicher älterer Herr, den Michael Mendl hinter einer beherrschten Fassade mit viel Gefühl versieht. Dass die beiden Schauspieler ebenfalls bereits fünf mal zusammengearbeitet haben (unter anderem im "Besuch der alten Dame"), kommt dem gemeinsamen Spiel naturgemäß entgegen. Maria und Jakob leben in einem luxuriösen Wiener Altenheim. Die muntere alte Dame ist hier völlig deplatziert, weil sie die anderen Senioren aus Sicht der Leiterin (Victoria Trauttmansdorff) mit ihrer hyperaktiven Art ständig auf Trab hält.

Auch Jakob ist fehl am Platz, aber aus anderen Gründen: Der frühere Barpianist kann seinen Lebensabend nicht genießen. Ständig hängt er den Erinnerungen an seine Kindheit in Danzig nach. Maria spürt, dass Jakob erst zur Ruhe kommen wird, wenn er seine Angst vor dem Abenteuer überwindet und nach Danzig zurückkehrt. Im Verlauf der Reise zeigt sich allerdings, dass sein Unglück ganz andere Gründe hat, die vor allem mit seinem Sohn Franz (Roman Knižka) zusammenhängen.

Schon allein Hörbiger und Mendl sind es wert, diesen Film anzuschauen, zumal Marias Lebensfreude und Jakobs Nachdenklichkeit einen reizvollen Kontrast bilden; wunderbar, wie Mendl den Bedenkenträger verkörpert, dessen Einwände Maria einfach weglächelt. Trotzdem tragen beide ihre Gefühle nicht vor sich her; die Romanze zum Beispiel ergibt sich ausgesprochen beiläufig.

Sehr schön ausgedacht und gespielt sind auch die Nebenfiguren. Für die bewegendsten Momente sorgt Hans-Michael Rehberg als Paul, Jakobs bester Freund aus Kindheitstagen. Damals hatten beide denselben Segeltraum; heute scheint Paul nur noch eine Hülle zu sein. Da er eine hübsche Tochter (Julia Cencig) hat und Franz seinem Vater nachgefahren ist, ergibt sich eine zweite Romanze.

Für die vergnüglichsten Szenen sorgt allerdings ein Pole: Als Jakob und Maria ihre Reise nach Danzig per Anhalter fortsetzen müssen, werden sie von Fernfahrer Marek (Bohdan Artur Swiderski) aufgelesen, der sie kurzerhand mit nach Hause nimmt und der Geschichte ihr Motto gibt: "Wo Liebe, da ist auch Glück". Ein schöner Film, der Mut und Hoffnung macht: weil Maria und Jakob zeigen, dass es nie zu spät ist, sein Glück zu finden.