Protest in Berlin gegen russisches Homosexuellengesetz

Protest in Berlin gegen russisches Homosexuellengesetz
Mehr als 4.000 Menschen haben am Samstag in Berlin gegen das im Juni in Kraft getretene Homosexuellen-Gesetz in Russland demonstriert.

Unter dem Motto "Stop Homophobia! Enough is Enough! - Open your Mouth!" (Stoppt Homophobie! Genug ist Genug! - Mach Deinen Mund auf!) forderten sie von der Bundesregierung und den Sponsoren der Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotschi deutliche Worte gegenüber der russischen Regierung. Mit dem Gesetz gegen "homosexuelle Propaganda" habe sich Russland einmal mehr von demokratischen Grundwerten entfernt, hieß es. Die Bundesregierung müsse alles unternehmen, dass es wieder abgeschafft wird. Initiator der Demonstration waren sieben Privatleute aus Berlin.

Zug zur Botschaft

Angeführt von drei Regenbogenflaggen und zwei russische Fahnen mit Trauerflor führte der Protestzug vom Kurfürstendamm zur Russischen Botschaft in der Straße Unter den Linden. Dort sprachen unter anderem Aktivisten der russischen Schwulen-Bewegung und Zivilgesellschaft, die für das Zeichen der Solidarität nach Russland dankten. Die Schauspielerin Judy Winter erinnerte daran, dass auch in der deutschen Provinz noch viele Homosexuelle Angst vor einem Outing haben, weil sie auf Ablehnung und Diskriminierung stoßen.

Einen schweren Stand bei den Demonstranten hatte der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning. Der FDP-Politiker wurde bei seiner Rede mehrfach ausgebuht, als er von der breiten Kritik der westlichen Regierungen an dem Gesetz sprach. Die Demonstranten forderten dagegen konkrete Maßnahmen ein. Am Freitag hatte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in einem Brief an seinen Moskauer Amtskollegen Sergej Sobjanin das homosexuellen-feindliche Gesetz kritisiert. Mit ihm werde eine Atmosphäre geschaffen, die Angst schüre, anstatt sie abzubauen, kritisierte Wowereit.