Bethel-Vorstand mahnt Konsequenzen aus Behinderten-Teilhabebericht an

Bethel-Vorstand mahnt Konsequenzen aus Behinderten-Teilhabebericht an
Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel mahnen Konsequenzen aus dem ersten Teilhabebericht der Bundesregierung zur Situation von Behinderten an.
02.08.2013
epd
Holger Spierig

Der Bericht habe deutlich gemacht, dass in fast allen gesellschaftlichen Bereichen die Teilhabechancen von Menschen mit Behinderungen deutlich eingeschränkt seien, sagte Günther Wienberg vom Bethel-Vorstand in Bielefeld dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Jetzt ist eine Inklusionspolitik nötig, die bei den tatsächlichen Teilhabeeinschränkungen ansetzt", sagte Wienberg. Dafür habe der am Mittwoch veröffentlichte Teilhabebericht eine wichtige Voraussetzung geschaffen.

###mehr-artikel###

Für eine Verbesserung für behinderte Menschen sei das für die nächste Legislaturperiode geplante Bundesleistungsgesetz wichtig, sagte der Sozialexperte. Bisher sei die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen ein Teil der Sozialhilfe gewesen. Wenn behinderte Menschen diese Leistungen in Anspruch nehmen wollten, müssten sie ihr sonstiges Geld damit verrechnen lassen. Eine bessere Teilhabe bedeute, dass auch mehr Geld eingesetzt werden müsse, sagte das Vorstandsmitglied Bethels, einer der bundesweit größten diakonischen Stiftungen. Ein solches Bundesleistungsgesetz wäre dazu ein wichtiger Baustein.

In dem aktuellen Teilhabebericht werde erstmals die Situation der Menschen mit Behinderungen insgesamt wahrgenommen, würdigte Wienberg. Die früheren Berichte hätten lediglich Menschen mit amtlich festgestellter Behinderung im Blick gehabt. "Es gibt aber auch viele Menschen, die Beeinträchtigungen haben, aber nicht ihre Behinderung feststellen lassen", erklärte der Sozialexperte. Das sei bei vielen Menschen mit psychischen Erkrankungen der Fall. "Die vollständigere Wahrnehmung der Zielgruppen ist ein Fortschritt".

Nach dem Teilhabebericht sind Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen häufiger arbeitslos, verdienen im Schnitt schlechter und verrichten häufiger Arbeit unterhalb ihrer Qualifikation als Menschen ohne Handicap. Demnach stieg zwischen 2006 und 2010 die Zahl der schwerbehinderten Beschäftigten zwar von 916.000 auf über eine Million. Die Erwerbsquote liegt aber weiterhin deutlich unter der von Menschen ohne Handicap. Der Teilhabebericht, der den einmal pro Legislaturperiode vorgelegten Behindertenbericht ablöst, nimmt erstmals alle Menschen mit Beeinträchtigungen in den Blick.