Assad setzt auf militärischen Sieg - Ja zu Chemiewaffen-Inspekteuren

Assad setzt auf militärischen Sieg - Ja zu Chemiewaffen-Inspekteuren
Aus Damaskus kommt kein Friedenssignal, sondern das Pochen auf militärische Stärke. Zugleich lässt Assad UN-Experten ins Land, um nach chemischen Waffen zu forschen. Bei Hilfswerken wächst die Sorge um die Flüchtlinge.

Im Syrien-Konflikt gibt sich Präsident Baschar al-Assad nach wichtigen militärischen Erfolgen siegessicher: In einer Botschaft an die syrische Armee lobte der Machthaber den Kampf gegen die Rebellen. Er sei sicher, dass die Soldaten den Krieg gewinnen würden, sagte Assad nach Angaben der syrischen Staatsagentur SANA am Donnerstag. Die Armee kämpfe "im härtesten und grausamsten Krieg in der modernen Geschichte". Hilfswerke schlugen Alarm, weil der Flüchtlingsstrom aus Syrien anhält.

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Unterdessen gab das Regime grünes Licht für die Einreise von UN-Chemiewaffen-Inspekteuren. Wie ein UN-Sprecher in New York mitteilte, wurde eine Einigung über die Modalitäten der Prüfungsmission erzielt. Das Experten-Team werde so bald wie möglich nach Syrien reisen, um Vorwürfe über den Einsatz von Chemiewaffen zu prüfen. Konkret sollten drei Verdachtsfälle untersucht werden.

Bislang 100.000 Menschen ihr Leben verloren

In den vergangenen Wochen hatten die Truppen Assads zahlreiche Gebiete in der zentralen Provinz von Homs und in der Umgebung der Hauptstadt Damaskus zurückgewonnen, die zuvor in Rebellenhand waren. Der über zwei Jahre dauernde Krieg in Syrien kostetet nach Angaben der Vereinten Nationen bereits um die 100.000 Menschen das Leben.

Die Assad-Regierung hatte ursprüngliche selbst Chemiewaffen-Inspekteure bei UN-Generalsekretär Ban Ki Moon angefordert, ihnen dann aber die Einreise verweigert. Im Juni hatten UN-Ermittler erstmals über den Einsatz der geächteten Chemiewaffen im syrischen Bürgerkrieg berichtet. Demnach wurden offenbar chemische Kampfstoffe bei Angriffen in vier Ortschaften zwischen dem 19. März und dem 29. April verschossen.

Regierungstruppen und Rebellen könnten Chemiewaffen eingesetzt haben

Die Mehrheit der Attacken geht nach den Erkenntnissen der Kommission auf das Konto der Regierungstruppen. Doch lägen auch Beschuldigungen vor, nach denen die Rebellen Chemiewaffen gebrauchten, hieß es. Die Kommission stützte ihren Report auf 430 Interviews. Befragt wurden unter anderem Flüchtlinge und medizinisches Personal. Die USA, Großbritannien und Frankreich warnten das Assad-Regime mehrfach vor dem Einsatz von Chemiewaffen und drohten mit einem militärischen Eingreifen.

Unterdessen sehen sich Hilfsorganisationen angesichts des Flüchtlingsstroms vor fast unlösbaren Problemen. Die internationale Gemeinschaft müsse ihre Hilfe dringend aufstocken, um besonders die Familien außerhalb von Flüchtlingscamps zu versorgen, forderten die Organisationen CARE, Handicap International, Oxfam und World Vision. Zu viele Familien gingen leer aus. Vielen Flüchtlingen fehlten Wasser und sanitäre Anlagen. Medizin sei Luxus.

1,4 Millionen Menschena uf der Flucht

Nach Angaben der Hilfswerke leben 1,4 Millionen Menschen, rund 80 Prozent aller Syrien-Flüchtlinge, in provisorischen Unterkünften, leeren Garagen, auf Brachland oder in überfüllten, teuren Mietwohnungen. Sie mit Informationen und Hilfe zu erreichen, sei angesichts knapper Mittel und ständiger Neuankömmlinge in Jordanien und im Libanon äußerst schwierig. "Die Nachbarländer von Syrien stehen bereits am Rande ihrer Kapazitäten", warnte Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von Care Deutschland-Luxemburg.