Diakonie Katastrophenhilfe eröffnet Fluthilfe-Büro in Magdeburg

Foto: dpa/Jens Büttner
Diakonie Katastrophenhilfe eröffnet Fluthilfe-Büro in Magdeburg
Nach dem verheerenden Hochwasser im Juni hat die Diakonie Katastrophenhilfe an diesem Donnerstag in Magdeburg ein Büro zur Koordination der Hilfen eröffnet. Es soll sich insbesondere um Härtefälle kümmern. Der Wiederaufbau könnte Jahre dauern, fürchtet ein Experte für Flutopferhilfe.
25.07.2013
evangelisch.de

Wie das evangelische Hilfswerk mitteilte, wird ein Expertenteam gemeinsam mit den Diakonie-Verbänden der Landeskirchen in Sachsen, Bayern und Mitteldeutschland betroffene Bürger beraten und sich besonders um Härtefälle kümmern.

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"Wir sorgen dafür, dass vor allem die Schwachen und Hilflosen unter den Betroffenen Hilfe bekommen", sagte der Koordinator des Expertenteams, Stefan Schröer, laut einer Mitteilung der Diakonie. Neben Schröer gehören dem Team eine Juristin, ein Baugutachter und eine Betriebswirtin an.

Die staatliche Unterstützung decke höchstens die Hälfte des anerkannten Schadens, sagte Schröer. "Viele Menschen werden den Eigenanteil nicht selbst aufbringen können." Für diese Betroffenen wolle die Diakonie die Versorungslücke schließen. Ziel sei es, die durch das Hochwasser entstandenen Schäden an den Wohngebäuden vollständig zu beheben und den früheren Wohnstandard wiederherzustellen. Das Experteam solle zudem dabei helfen, Ansprüche gegenüber Versicherungen und staatlichen Stellen geltend zu machen sowie Geschädigte bei Gesprächen mit Banken, Anwälten und Baufirmen zu unterstützen.

Wiederaufbau wird Jahre dauern

Der Wiederaufbau in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten an Elbe und Donau wird nach Schröers Einschätzung Jahre dauern. "Für viele Betroffene wird es sich lange hinziehen", sagte der Fluthilfekoordinator in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Ein Büro wie in Magdeburg hatte das Hilfswerk auch nach dem verheerenden Elbe-Hochwasser im Jahr 2002 eingerichtet. Bis 2007 waren die Mitarbeiter nach Schröers Angaben mit der Bearbeitung von Fällen beschäftigt. Bei einem Großteil der Fälle habe beispielsweise die Klärung der Finanzierung so lange gedauert, sagte Schröer. Er erwarte dies auch nach dem Hochwasser in diesem Jahr. Nach der Flut 2002 hatte die Diakonie nach eigenen Angaben 15.000 Familien, Gewerbetreibende und Einrichtungen unterstützt.

Hausbesitzern droht die Verschuldungsfalle

Der Experte dämpfte auch die Hoffnung vieler Hochwasser-Betroffenen, schnell wieder ein saniertes Haus bewohnen zu können. In aller Regel seien die Bewohner derzeit damit beschäftigt, die Häuser zu trocknen. Dann müssten die Hilfen beantragt werden und Bauvorbereitungen getroffen werden. "Da man im Winter dann schlecht loslegen kann, wird es bei den meisten erst im nächsten Frühjahr mit dem Bauen richtig losgehen", sagt Schröer. Viele müssten damit rechen, bis dahin nur einen Teil ihres Hauses bewohnen zu können.

Schröer berichtete, für viele Betroffene stellten sich derzeit grundlegende Fragen. Gerade Menschen, die solch ein Hochwasser zum zweiten oder sogar dritten Mal erlebt hätten, überlegten, ob sie das erneut finanziell stemmen und das Haus nachhaltig sichern könnten. Die Zinsen für Kredite seien im Moment zwar tief, "aber dadurch ist die Tilgung ja nicht erledigt", sagte Schröer. Es drohe bei manchen eine Verschuldungsfalle: "Man kann eben nicht alle zehn Jahre ein Haus bauen."

Bislang 20 Millionen Euro an Spenden für die Flutopfer

Die Diakonie Katastrophenhilfe setzt sich nach Schröers Angaben dafür ein, dass es ein Sonderprogramm bei den staatlichen Hilfen für Härtefälle gibt, bei denen die Schäden der Flut finanziell nicht bewältigt werden können. Bund und Länder haben einen Fonds in Höhe von acht Milliarden Euro aufgelegt, um Betroffene bei der Beseitigung der Schäden zu unterstützen. Derzeit werden noch die Details zur Auszahlung geklärt.

Nach Schröers Angaben ist bei überfluteten Häusern schnell eine Schadenshöhe von 50.000 bis 100.000 Euro erreicht. Die Diakonie Katastrophenhilfe habe bislang etwa 20 Millionen Euro an Spenden für die Flutopfer erhalten. 1,7 Millionen Euro seien bereits für Soforthilfen und Betreuung der Betroffenen ausgegeben wurden. Der Großteil der Spenden stehe aber auch für den Wiederaufbau zur Verfügung, sagte Schröer.

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Besonders schwer getroffen sind die Menschen, die nach der Flutkatastrophen von 2002 ein zweites Mal ihr Hab und Gut im Hochwasser verloren haben. "Sie brauchen unseren Beistand ganz besonders", sagte Eberhard Grüneberg. Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland ist sich sicher: "Gemeinsam werden wir auch diese Katastrophe meistern."