Bahr will Masern stoppen - notfalls auch mit Pflichtimpfung

Bahr will Masern stoppen - notfalls auch mit Pflichtimpfung
Im Kampf gegen die Ausbreitung von Masern setzt Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zunächst weiter auf Aufklärung und Impf-Appelle. Sollten die Maßnahmen jedoch nicht greifen, könne eine Pflicht zum Impfen nicht ausgeschlossen werden, sagte Bahr der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

"Wenn es in den nächsten Jahren nicht gelingt, die Masern in Deutschland auszurotten, wird an der Debatte über eine Impfpflicht kein Weg vorbei führen", erklärte er laut Vorab-Bericht. Ein solcher Schritt würde schwierige rechtliche Fragen aufwerfen, betonte Bahr.

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Dazu zähle die Frage der Sanktionen: "Was mache ich mit denjenigen, die sich weigern, sich oder ihre Kinder impfen zu lassen?" Der Minister warnte eindrücklich vor den Gefahren der Infektionskrankheit. "Ich finde es verantwortungslos, seine Kinder nicht impfen zu lassen", sagte er. Dadurch könnten Menschen angesteckt werden, die eine Impfung nicht vertragen. "Deren Leben wird damit gefährdet."

Als Maßnahmen zur Steigerung der Impfquoten nannte Bahr unter anderem mehr Geld für Aufklärung und ein früheres Erfassen des Impfstatus von Kindern. "Das macht es leichter, Eltern daran zu erinnern, ihre Kinder rechtzeitig impfen zu lassen", erklärte Bahr. Geprüft wird auch, ob nichtgeimpfte Schüler bei einem Ausbruch der Erkrankung in ihrer Schule befristet vom Unterricht ausgeschlossen werden können.

Bereits 900 Fälle in 2013

Im Nachrichtenmagazin "Focus" forderte Bahr laut Vorab-Meldung die Länder auf, Impfungen zu forcieren. Das öffentliche Gesundheitssystem müsse "in die Lage kommen, Impflücken ausfindig zu machen und Impfangebote zu unterbreiten", sagte er.

Masern sind eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit. Diese wird durch Tröpfcheninfektion übertragen und ist hochansteckend. Bei Infizierten treten nach zehn bis zwölf Tagen Fieber, Husten, Schnupfen und gelegentlich Gelenkschmerzen auf. Etwas später erscheint ein roter, fleckiger Hautausschlag. In einem von 1.000 Fällen kommt es zu einer Gehirnentzündung, ähnlich häufig führt die Krankheit zum Tod.

In Deutschland erkrankten 2012 laut Robert-Koch-Institut (RKI) insgesamt 166 Menschen an Masern, in diesem Jahr wurden bis Mitte Juni schon mehr als 900 Fälle gemeldet. Von der Ständigen Impfkommission beim RKI wird eine Impfung in zwei Durchgängen im Kleinkindalter empfohlen.