Großbritannien nimmt 600 afghanische Dolmetscher auf

Großbritannien nimmt 600 afghanische Dolmetscher auf
Die britische Regierung gewährt 600 afghanischen Dolmetschern Asyl. Jeder Übersetzer, der länger als zwölf Monate für die britischen Streitkräfte arbeitete, darf sich nach dem Ende des Militäreinsatzes mit seiner Familie in Großbritannien niederlassen, wie die Zeitung "The Times" am Mittwoch berichtete.

Premierminister David Cameron erklärte, man dürfe die Menschen nicht im Stich lassen, die bei der Unterstützung der britischen Truppen ihr Leben riskiert hätten, berichtete die "Times" unter Berufung auf eine regierungsnahe Quelle.

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Afghanische Familien, die nach Großbritannien kommen, erhalten dem Bericht zufolge für ersten drei Monate eine Unterkunft. Außerdem werden die Reisekosten übernommen. Wie viele Familienangehörige die Übersetzer mitbringen dürfen, hängt von der Entscheidung der Einwanderungsbehörde ab. Schätzungen der Regierung gehen davon aus, dass jeder Dolmetscher weitere fünf Familienangehörige zu versorgen hat. Die Familien sollen zunächst ein Visum für fünf Jahre erhalten. Danach können sie eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis beantragen.

Die Regierung erhöhte zudem die Hilfen für ehemalige Mitarbeiter, die in Afghanistan bleiben. Sie sollen für fünf Jahre ein Gehalt beziehen können, wenn sie sich entscheiden, eine Ausbildung oder ein Studium zu absolvieren. Andernfalls erhalten sie für 18 Monate ein Gehalt, zuvor waren es lediglich zwölf Monate. Diese Regelung gilt auch für Afghanen, die als Sicherheitskräfte oder Köche für die Briten gearbeitet haben.

Seit 2001 wurden mindestens zehn afghanische Dolmetscher, die für die britischen Streitkräfte arbeiteten, getötet. Dutzende weitere wurden verletzt. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben die radikalislamischen Taliban allein im vergangenen Jahr fast 700 Menschen getötet, die mit der Regierung sympathisiert haben.

Auch in Deutschland wird über ein mögliches Aufnahmeprogramm für bis zu 1.500 afghanische Mitarbeiter der Bundeswehr diskutiert, die nach dem Truppenabzug 2014 ohne Arbeit und Schutz wären. Die Taliban drohten bereits, Jagd auf "Verräter" und "Kollaborateure" zu machen. Länder wie die USA und Frankreich haben bereits Aufnahmeprogramme.