Generalsuperintendentin: NS-Kirchengeschichte wird nicht verdrängt

Generalsuperintendentin: NS-Kirchengeschichte wird nicht verdrängt
Die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein hat den Vorwurf zurückgewiesen, die evangelische Kirche beschäftige sich nicht mit ihrer NS-Vergangenheit. Ihrer Landeskirche sei es ein großes Anliegen, die Verstrickungen von Amtskirche, Pfarrern und Gemeinden mit dem Nationalsozialismus offenzulegen, sagte Trautwein am Mittwoch in Berlin in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Damit reagierte die Theologin auf den Berliner Historiker Manfred Gailus, der der Kirche mangelndes Interesse an einer Auseinandersetzung mit ihrer NS-Geschichte vorgehalten hatte. Gailus schrieb in einem Beitrag für den Berliner "Tagesspiegel" am Wochenende, "in jüngster Zeit stellt sich nicht selten der Eindruck ein, die Parole kirchenintern sei: Nun ist aber genug!".

Blinde Flecken in der eigenen Geschichte

"Wir sind dabei, die blinden Flecke der eigenen Geschichte anzuschauen", sagte Trautwein. Gerade 80 Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wolle die Kirche sich intensiv auch mit den Nazis in den eigenen Reihen beschäftigen. Trautwein verwies auf verschiedene Veranstaltungen in diesem Jahr. Beispielsweise sei unter dem Motto "Täter und Komplizen in Theologie und Kirchen 1933-1945" zusammen mit der Topographie des Terrors ab März eine Vortragsreihe geplant. Zum Auftakt wird unter anderen Gailus am 19. März über den "Tag von Potsdam" und die Kirchen sprechen.

Die Generalsuperintendentin des Sprengels Berlin bezeichnete die Forschungsergebnisse Gailus' etwa zu den Deutschen Christen als wichtig für die Landeskirche. Gerade in diesem Jahr wolle die Kirche noch genauer nachschauen, "was die Deutschen Christen gemacht haben".