Gauck: Einsatz für Freiheit muss zu innerer Haltung werden

Gauck: Einsatz für Freiheit muss zu innerer Haltung werden
Bundespräsident Joachim Gauck hat davor gewarnt, der Geschichte des Widerstands im Nationalsozialismus mit zu viel Ehrfurcht zu begegnen.

Es sei falsch, sich davor zu fürchten, selbst niemals so stark und mutig sein zu können wie die Widerstandskämpfer; damit mache man sich nur "klein und verzagt", sagte Gauck in seiner Gedächtnisvorlesung am Mittwochabend in München.

Anlass war der 70. Jahrestag (22. Februar) der Hinrichtung von Mitgliedern der NS-Widerstandsgruppe "Weiße Rose". Die Gruppe verfasste, druckte und verteilte unter Lebensgefahr zwischen 1942 und 1943 insgesamt sechs Flugblätter, in denen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufgerufen wurde.

Widerstand sei "nicht einfach da", sondern wachse und entstehe aus den Umständen. "Wir können nicht voneinander verlangen, Helden oder Märtyrer zu werden. Was wir aber voneinander verlangen können, ist, dass wir das uns jeweils Mögliche tun", sagte Gauck laut Redetext. Der Einsatz für die freiheitliche Gesellschaft und Ordnung sei daher eine Haltung, die sich jeder einzeln erarbeiten müsse.

Politiker und Bürger gehören zusammen

Politiker und Bürger seien nicht zweierlei, sondern gehörten zusammen. Gefährlich werde es, wenn die "einen nur noch Politik machen, und die anderen sich in ihre Verdrossenheit zurückziehen", mahnte Gauck. Politisches Engagement verlange mehr als nur die Wahl zwischen "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht", so hilfreich und neu das Internet für die politische Meinungsbildung und Teilhabe auch sein möge.

Das Gedenken an die Mitglieder der "Weißen Rose" stehe für all die Widerständigen, die sich damals "in Haltung und Handeln" dem Unrechtsstaat verweigert hätten. Das Gedenken sei eine "Verneigung vor dem Mut und der Tapferkeit von Oppositionellen" und fordere dazu auf, auch heute für Menschlichkeit und Anstand, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit einzutreten, sagte Gauck.