UN-Ökonom Flassbeck fordert "Weltsicherheitsrat" gegen Spekulationen

UN-Ökonom Flassbeck fordert "Weltsicherheitsrat" gegen Spekulationen
Der Chefökonom der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung, Heiner Flassbeck, fordert einen "ökonomischen Weltsicherheitsrat" zur Kontrolle der Finanzmärkte. Dieser Sicherheitsrat müsse entschlossen gegen Währungs- und Rohstoffspekulationen vorgehen, sagte Flassbeck in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf.
22.12.2012
epd
Jan Dirk Herbermann

Flassbeck (62), der Ende Dezember nach elf Jahren als UNCTAD-Chefökonom in den Ruhestand geht, sagte: "Wir haben eine Globalisierung ohne eine globale Steuerung." In einem Rat müssten die armen und die reichen Länder gleichberechtigt vertreten sein, erläuterte der frühere Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Die ungezügelten Finanzmärkte hätten sich zu einer Gefahr für die Stabilität der Weltwirtschaft entwickelt.Der Wirtschaftswissenschaftler Flassbeck hatte schon in den 80er und 90er Jahren vor dem gefährlichen Profitstreben verschiedener Banken und Fonds gewarnt. Flassbeck betonte, dass die UN seit 1945 zwar über einen Wirtschafts- und Sozialrat verfügten. Dieser Rat sei jedoch kraftlos, führe ein Schattendasein und könne in seiner heutigen Form die Finanzmärkte nicht zügeln.

Flassbeck warf den Industrieländern vor, alle Bemühungen um eine Kontrolle der globalen Spekulation zu torpedieren: "Banken und Finanzindustrie haben einen zu starken Einfluss auf die Regierungen der reichen Staaten, die wollen sich natürlich nicht ihre Geschäfte verderben lassen."

Wirtschaftskrise nicht überwunden

Er nannte als Beispiel die Bemühungen Brasiliens, das Problemthema Wechselkursschwankungen und Warenaustausch bei der Welthandelsorganisation zur Sprache zu bringen. "Die reichen Länder haben die Initiative der Brasilianer vom Tisch gefegt", sagte er. Die starke Währung Brasiliens behindert die Exporte des südamerikanischen Landes.

Der UNCTAD-Chefökonom nannte die wirtschaftliche Lage der Entwicklungsländer labil. Die Industrieländer hätten es nicht geschafft, die Wirtschaftskrise zu überwinden. "Wenn die reichen Länder ihre Nachfrage auf den Weltmärkten drosseln, ist es für die Entwicklungsländer natürlich sehr schwer", erläuterte er. China bilde jedoch eine Ausnahme. Die Wirtschaft des asiatischen Schwergewichtes wachse seit Jahren mit enormen Tempo.