Medienbischof warnt vor Auswirkungen der Zeitungskrise

Medienbischof warnt vor Auswirkungen der Zeitungskrise
Der evangelische Medienbischof Ulrich Fischer warnt vor möglichen Auswirkungen der Zeitungskrise auf die demokratische Meinungsbildung.
19.12.2012
epd
Thomas Schiller

"Wir brauchen überregionale Zeitungen", sagte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. "Die Demokratie lebt davon, weil die politische Meinungsbildung zu großenTeilen auch über die Presse erfolgt."

Die sinkenden Erträge im Anzeigengeschäft nannte Fischer besorgniserregend. Er mahnte allerdings an, die aktuellen Krisenfälle differenziert zu betrachten. So habe die jetzt eingestellte "Financial Times Deutschland" seit ihrer Gründung keine Erträge erwirtschaftet. Dagegen habe die in Insolvenz befindliche "Frankfurter Rundschau" über Jahre ein linksliberales Spektrum bedient, das möglicherweise nicht mehr so gefragt sei.

"Wir brauchen in unserer Gesellschaft kritische Geister"

Grundsätzlich sieht Fischer eine Zukunft für den Journalismus: "Wir brauchen in unserer Gesellschaft kritische Geister, die die Wirklichkeit aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, kritisieren und hinterfragen", sagte der Theologe. Er würde jungen Menschen weiterhin zum Beruf des Journalisten raten, wenn sie neben Talent auch Ehrgeiz mitbringen.

Die Stärke der öffentlich-rechtlichen Sender sieht der badische Bischof bei ihrer Vielfalt an Informationssendungen, die die politische Meinungsbildung fördern, ohne ständig durch Werbung unterbrochen zu werden. "Diese Formate brauchen wir, um gut informierte Bürgerinnen und Bürger zu haben." Er frage sich aber, ob die Ausdifferenzierung der dritten Fernsehprogramme und der vierten oder fünften Hörfunkprogramme überall so sein müsse. Er warnte davor, im Kampf um Einschaltquoten die privaten Sender zu kopieren. "Das Schielen nach bunten Event-Formaten finde ich nicht förderlich", sagte Fischer.

Fischer gehört dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland an und leitet den Aufsichtsrat des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik gGmbH (GEP) in Frankfurt, der zentralen Medieneinrichtung der EKD, ihrer Gliedkirchen und Werke. Zum GEP gehört unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd), die Rundfunkarbeit der EKD und das evangelische Magazin "chrismon" sowie das Internet-Portal www.evangelisch.de.