Palliativmediziner wirbt für mehr Zuwendung zu Sterbenden

Palliativmediziner wirbt für mehr Zuwendung zu Sterbenden
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, Friedemann Nauck, sieht in der palliativmedizinischen Behandlung Sterbender Grenzen und wirbt für mehr Zuwendung zum Patienten. "Wir können nicht per se verhindern, dass der Sterbende leidet. Auch wir können den Schmerz nur reduzieren", sagte Nauck in Bonn. Auf einer Tagung der Evangelischen Akademie im Rheinland warb er für ein Miteinander vom "Spezialistentum der Palliativmedizin" und der ehrenamtlichen Hilfe der Hospizbewegung.

Die Annahme, es stünden heute tödlich wirkende Medikamente zur Verfügung, die in jedem Fall einen würdigen Tod garantieren könnten, sei falsch, betonte der Medizinprofessor.

Die Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Trauer müsse unbedingt in der Gesellschaft geführt werden, sagte Nauck. Für ihn sei es alarmierend, dass es zur Frage möglicher aktiver Sterbehilfe keine einheitliche Auffassung unter den Ärzten in Deutschland gebe. "70 Prozent lehnen sie ab, aber 30 Prozent der deutschen Ärzte können sich Euthanasie unter Umständen vorstellen."
 
"Das beste Euthanasie abwendende Medikament ist meiner Meinung nach die Zuwendung zum Schwerkranken und Sterbenden", betonte Nauck. Der Sterbewunsch resultiere bei den meisten Menschen aus Hilflosigkeit, aus Depression. Der Patient erwarte das offene, ehrliche Gespräch. Er wolle ernst genommen und respektiert werden. "Wir können für ihn Alternativen entwickeln, wir können Hoffnung machen. Wir können herausfinden, was den Kranken am Leben hält", so der Palliativmediziner. 
 
"Sterben kann nicht professionalisiert werden", sagte der Palliativmediziner. Die zentralen Themen der modernen Hospizbewegung und der Palliativmedizin seien deshalb der mitmenschliche Umgang mit den Schwerstkranken sowie der Erhalt von Autonomie und Würde Sterbender. Die palliativmedizinische Betreuung basiere auf der hohen Fachkompetenz sowie auf der Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen wie Ärzten, Pflegenden, Seelsorgern, Psychologen, Trauerbegleitern, Physiotherapeuten, Sozialarbeitern und Ehrenamtlichen.