Russische Punk-Band "Pussy Riot" bleibt in Haft

Russische Punk-Band "Pussy Riot" bleibt in Haft
Sie hatten in einer Moskauer Kathedrale spontan musiziert - dafür droht ihnen lange Haft: Die Punk-Band "Pussy Riot" steht in Moskau vor Gericht. Und muss erstmal im Gefängnis bleiben.

Zum Auftakt des Prozesses gegen drei junge Frauen der russischen Punk-Band "Pussy Riot" ist für die Angeklagten die Untersuchungshaft um ein halbes Jahr verlängert worden. Die Staatsanwaltschaft wirft den Frauen in dem am Freitag in Moskau eröffneten Prozess vor, kurz vor der Präsidentenwahl im Februar mit einem Auftritt in einer russisch-orthodoxen Kirchen einen "Akt des Rowdytums" begangen zu haben. Während ihres Auftritts hatten sie die Gottesmutter gebeten, Russland von Wladimir Putin zu befreien.

Der Prozess stieß bei Politikern in Deutschland auf scharfe Kritik. Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), erklärte: "Ich bin sehr erschrocken über die drakonische Verlängerung der Untersuchungshaft für die Künstlerinnen von 'Pussy Riot'". Die verhängte Untersuchungshaft von insgesamt zehn Monaten stehe in keinem Verhältnis zu dem, was den drei Frauen vorgeworfen wird. Die Grünen-Politikerin und Osteuropa-Expertin Marieluise Beck kritisierte einen Mangel an Rechtsstaatlichkeit in dem Prozess. Präsident Putin lasse die drei jungen Künstlerinnen für ihre Unbotmäßigkeit weiterhin einsperren.

"Äußerst gefährliches Verbrechen"

Das Moskauer Gericht schloss sich bei der Vorverhandlung der Position der Staatsanwaltschaft an, dass die drei Angeklagten Nadeschda Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Maria Alechina ein äußerst gefährliches Verbrechen begangen hätten und deshalb weiter in U-Haft bleiben müssen, wie die Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtete. Die Staatsanwaltschaft argumentierte dabei, dass die Frauen mit ihrem "Punk-Gebet" in der Moskauer Christi-Erlöser-Kathedrale auch zwei Mordanschläge auf islamische Geistliche in Tatarstan provoziert hätten. Dabei wurden am Donnerstag ein Imam getötet und ein Mullah verletzt. Worin der Zusammenhang der beiden im Abstand von fünf Monaten begangenen Taten bestehe, führte die Anklage dabei nicht näher aus, so die Internet-Zeitung "RBK".

Die Vorverhandlung fand hinter verschlossenen Türen statt, während das Gerichtsgebäude von starken Polizeikräften abgeriegelt worden war. Etwa 50 Demonstranten, etwa je zur Hälfte Gläubige der russisch-orthodoxen Kirche und Anhänger der Punk-Band, demonstrierten mit Plakaten in der Nähe.

Der Beginn des eigentlichen Strafprozesses wurde auf Montag festgesetzt. Bis dahin werde die Richterin auch etwa zehn Eingaben der Verteidigung prüfen, erklärte die Pressestelle des Gerichts. Darunter ist auch der Antrag, neben 32 anderen Experten, Verfahrensbeteiligten und Betroffenen auch Präsident Putin und Patriarch Kyrill in den Zeugenstand zu berufen.

Das Video des "gefährlichen Verbrechens" auf YouTube: