TV-Tipp des Tages: "Dann kam Lucy" (ARD)

iStockphoto
TV-Tipp des Tages: "Dann kam Lucy" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Dann kam Lucy", 20. April, 20.15 Uhr im Ersten
Die Pferdezüchterin Saskia lebt zurückgezogen auf ihrem Gestüt im Rheinland. Als sie ihr Patenkind Lucy nach dem Tod ihrer Mutter aufnehmen muss, gerät ihre Welt durcheinander.

In den Freitagsfilmen der ARD werden kinderlose Menschen immer wieder aus heiterem Himmel zu Ersatzeltern. Die Produktionen tragen Titel wie "Plötzlich Onkel" oder "Oma wider Willen", der Handlungskern ist stets der gleiche: Alleinstehende Männer und Frauen, die sich in ihrem Leben als Single eingerichtet haben, müssen sich um Enkelkinder, Neffen oder Nichten kümmern, weil deren Erzeuger entweder verstorben oder anderweitig unpässlich sind. In "Dann kam Lucy" trifft es Gestütbesitzerin Saskia (Julia Jäger): Eines Tages steht das Titelkind vor ihrer Tür.

Kein Platz für Kinder

Lucy ist die Tochter ihrer kürzlich verstorbenen besten Freundin und ihr Patenkind. Das 16 Jahre alte Mädchen kann mit dem beschaulichen Dasein auf dem abgelegenen rheinischen Pferdehof allerdings gar nichts anfangen. Lucy sehnt sich nach dem Leben in der Großstadt und hofft, dass das Jugendamt ihren Vater Alex findet; auch wenn sie ihn noch nie gesehen hat. Saskia wiederum hat sich zwar immer Kinder gewünscht, aber die flippige ist ihr völlig fremd. Und dann taucht tatsächlich Alex (Heio von Stetten) auf. Er ist Galerist, lebt in Amsterdam und freut sich riesig, dass das Schicksal ihn unerwartet mit einer Tochter beschenkt. Auch Lucy ist begeistert und will umgehend nach Holland ziehen; aber in Alex’ Leben ist kein Platz für Kinder.

Julia Jäger und Heio von Stetten verkörpern ihre Rollen so glaubwürdig und überzeugend, wie man das von zwei gestandenen Schauspielern erwarten darf. Gerade Jägers Leistung ist der Rede wert, weil ihre Figur den größten Wandlungsprozess der drei Hauptfiguren durchmacht: Saskias Gesicht ist zunächst ebenso unflexibel wie ihr in Routine erstarrter Alltag. Dank ihrer direkten Art gelingt es Lucy, die maskenhafte Starre aufzulösen. Und da Saskia auch von Alex sehr angetan ist, taut sie nach und nach auf. Star des Films ist trotzdem Olga von Luckwald. Die junge Frau ist zwar bereits zwanzig, verkörpert Lucy aber dennoch mit so viel Frische, Frechheit und Fröhlichkeit, dass sie scheinbar mühelos mit den ungleich erfahreneren Kollegen mithalten kann. Allerdings hat sie bereits Erfahrung als Tochter, die aus dem Nichts auftaucht: Die gleiche Rolle hat sie schon an der Seite Fritz Weppers in der Komödie "Vater aus heiterem Himmel" (2010) gespielt. Zuvor konnte sie ihr großes Talent bereits in der Komödie "Ein Mann, ein Fjord" beweisen.

Autor:in
Keine Autoren gefunden

Auch wenn die verschiedenen Handlungswendungen (Buch: Michael Meisheit) nicht immer unvorhersehbar sein mögen: Dank der Dialoge, der sicheren Inszenierung durch Christoph Schrewe, der stimmungsvollen niederrheinischen Landschaftsatmosphäre (Kamera: Carl Finkbeiner) und vor allem der Hauptdarsteller ist "Dann kam Lucy" eine sehenswerte Familienkomödie mit vielen nachdenklichen Momenten.