NSU-Mordserie: Opferanwalt kritisiert Versagen der Sicherheitsbehörden

NSU-Mordserie: Opferanwalt kritisiert Versagen der Sicherheitsbehörden
Der Anwalt von zwei Opfer-Familien der NSU-Mordserie, Mehmet Daimagüler, ist mit der Anklage der Bundesanwaltschaft gegen die mutmaßliche Terroristin Beate Zschäpe und vier weitere Beschuldigte nur bedingt zufrieden.

Er bedauerte gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitagsausgabe), dass nur so wenige Verdächtige angeklagt würden. "Wenn die Sicherheitsbehörden besser gearbeitet hätten, dann wären nicht so viele Taten verjährt." Die Justiz müsse nun versuchen, "die Fehler der Vergangenheit ein wenig zu heilen". Der Anwalt tritt in dem Verfahren als Nebenkläger auf.

Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Renate Künast, forderte unterdessen von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) weitere Aufklärung. Das Versagen der Verfassungsschutzbehörden sei mit der Anklage noch nicht erledigt, sagte sie "ksta.de", dem Onlineportal des "Kölner Stadt-Anzeigers". "Der Bundesinnenminister muss endlich für eine umfassende Aufklärung sorgen, anstatt tatenlos den Aktenvernichtungen zuzusehen. Das Vertrauen in die Sicherheitsbehörden ist ein Jahr später immer noch nachhaltig erschüttert."

Die Anklageerhebung der Bundesanwaltschaft sieht Künast als ersten Schritt der juristischen Aufarbeitung der Taten. "Die Erhebung der Anklagen gegen Zschäpe und andere ist ein Schritt, auf den die Hinterbliebenen der Opfer lange gewartet haben."

Am 4. November 2011 war die rechtsextreme Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) aufgeflogen. Sie soll für eine Mordserie in den Jahren 2000 bis 2007 verantwortlich sein, bei der neun Kleinunternehmer ausländischer Herkunft und eine Polizistin starben.