Botschafter: Israel hat sich in Beschneidungsdebatte nicht eingemischt

Botschafter: Israel hat sich in Beschneidungsdebatte nicht eingemischt
Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, hat Vorwürfe zurückgewiesen, sein Land habe sich in die Debatte um religiös motivierte Beschneidungen eingemischt. In einem Interview des Evangelischen Pressedienstes (epd) äußert sich der Botschafter zum aktuellen Stand des Verhältnisses beider Länder.
02.11.2012
epd
Jürgen Heilig

Hat die Beschneidungsdebatte der vergangenen Monate das deutsch-israelische Verhältnis belastet?

Yakov Hadas-Handelsman: Ich sehe das deutsch-israelische Verhältnis nicht belastet. Das ist ein deutsches Problem. Es ist nicht unsere Aufgabe als israelische Regierung, anderen zu sagen, was sie tun sollten. Sowohl die Bundeskanzlerin wie auch viele deutsche Politiker haben sich hier selber klar erklärt. Wir glauben daher, dass die deutsche Politik verantwortungslosvoll diese Frage lösen wird. Das Problem ist die Diskussion in der Gesellschaft. Und die ist frei.

Besorgt Sie die in der Beschneidungsdebatte zu Tage getretene Unkenntnis vieler Deutscher über religiöse Gebräuche von Juden und Muslimen?

Hadas-Handelsman: Wenn ich ein deutscher Jude wäre, würde mir das Sorgen machen. Wir brauchen mehr Dialog in der Gesellschaft, um ein besseres Verständnis für religiöse Traditionen herzustellen.

Die Beschneidungsdebatte hat auch erstmals zu einer offenen Konfrontation zwischen dem Zentralrat der Juden in Deutschland und Israel geführt. So hat Zentralrats-Generalsekretär Stephan Kramer dem Jerusalemer Oberrabbiner Jonah Metzger und Innenminister Eli Yishai "Paternalismus" vorgeworfen. Ist der Vorwurf berechtigt?

Hadas-Handelsman: In Israel hat jeder die Freiheit, seine Meinung zu äußern, aber nicht jede Meinung ist die offizielle Stimme. Premierminister Benjamin Netanjahu und Außenminister Avigdor Liebermann haben sich hier aber zurückgehalten. Auch Staatspräsident Shimon Peres, der sich nur in einem Brief an Bundespräsident Joachim Gauck wandte, hat zur Beschneidungsdebatte in Deutschland nicht öffentlich Stellung genommen.