Wolfgang Huber: Bischofsamt unvereinbar mit Parteifunktion

Wolfgang Huber: Bischofsamt unvereinbar mit Parteifunktion
Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hält das Bischofsamt für unvereinbar mit einer Funktion in einer Partei.

"Wer ein kirchliches Leitungsamt hat, kann das nicht mit einer parteipolitischen Gebundenheit kombinieren", sagte der Theologe am Donnerstag bei der Vorstellung einer Biografie über ihn. Er habe 1994 zum Amtsantritt als Bischof der Berlin-brandenburgischen Kirche seine SPD-Mitgliedschaft ruhen lassen wollen. Nachdem ihm mitgeteilt worden sei, dass dies nach den Statuten der Partei nicht gehe, sei er ausgetreten. Dies habe allerdings der Generalsekretär der Partei später bedauert und ihn gebeten, seine Mitgliedschaft als ruhend zu betrachten.

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Huber sagte, in Berlin und Brandenburg sei das Verhältnis zu seiner früheren Partei in einer sehr eigenen Weise geprägt worden. 1994 habe er sich nicht vorstellen können, dass er später gegen Entscheidungen SPD-geführter Regierungen in Berlin und Brandenburg vor das Bundesverfassungsgericht ziehen müsse. Streitpunkte mit der Landespolitik waren unter anderem die Ladenöffnung an Sonn- und Feiertagen sowie Fragen des Religionsunterrichts.

Bischof oder Bundestag?

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel erinnerte daran, dass Huber vor der Alternative zwischen dem Berliner Bischofsamt und einer Bundestagskandidatur für die Sozialdemokraten gestanden habe, sich aber gegen die Politik entschieden habe. "Vielleicht hätten wir jetzt ein Quartett bei der Kanzlerkandidatur und nicht eine Troika", sagte Gabriel.  Huber habe stets die Politik zum Nachdenken über ihre Positionen angeregt. "Wolfgang Huber hat der EKD in schwierigen Zeiten Gesicht und Richtung gegeben." Im Ruhestand sei er "auch ohne Amt ein Zeitdiagnostiker". Der vor zweieinhalb Jahren in den Ruhestand getretene Huber wird am 12. August 70 Jahre alt.

Gabriel räumte ein, er sei Vorsitzender einer Partei, die zu den christlichen Kirchen im Laufe der Geschichte ein wechselvolles Verhältnis hatte. Er mahne gelegentlich, nicht in eine Haltung antiklerikaler Reflexe zurückzufallen. "Gott sei Dank ist das alles vorbei", sagte der SPD-Chef. Gabriel bekannte sich als Lutheraner, der allerdings nicht "jeden Tag gucke: was sagt eigentlich meine Landeskirche".

Philipp Gessler: Wolfgag Huber. Ein Leben für Protestantismus und Politik, Freiburg 2012. Verlag Kreuz/Herder, 279 Seiten, 19,99 Euro.