Luther-Botschafterin Käßmann: Musik ist bedeutsam für den Glauben

Luther-Botschafterin Käßmann: Musik ist bedeutsam für den Glauben
Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017, hat die Bedeutung der Musik für den Glauben unterstrichen und dazu aufgerufen, wieder mehr zu singen.

 Bei einem ZDF-Fernsehgottesdienst unter freiem Himmel auf dem Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg sagte sie am Sonntag, Singen gehöre zum Glauben und gebe Kraft. Wo Christen gemeinsam sängen, entstünden "Melodien und Lieder der Freiheit der Kinder Gottes, die sich wehren gegen Ausgrenzung und Hass", sagte die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017.

Käßmann erinnerte daran, dass am 26. April in der norwegischen Hauptstadt Oslo Tausende Menschen gemeinsam ein Kinderlied in Erinnerung an die Opfer des Massenmörders Anders Behring Breivik sangen. Als es 40.000 Menschen gemeinsam gesungen hätten, sei es ein Protestlied gegen einen Massenmörder und eine machtvolle Demonstration für Vielfalt und Freiheit gewesen, fügte sie bei dem Gottesdienst unter dem Titel "Singen bewegt" zum Themenjahr "Reformation und Musik" hinzu.

Käßmann: "Bei manchem Stadiongesang graust es einem"

Käßmann betonte: "Singen gehört zu unserem Glauben von Anfang an." Beim Singen erführen die Gläubigen Gottes Nähe und Trost durch die Worte anderer. Martin Luthers reformatorische Entdeckung habe sich sicherlich durch Schriften verbreitet, aber noch sicherer durch Lieder. Ein Lied könne Mut machen, Kraft geben und stärken, hob Käßmann hervor.

Besorgt äußerte sich die Lutherbotschafterin über den Befund, dass immer weniger Deutsche singen. Wörtlich sagte sie: "Bei manchem Stadiongesang graust es einen und Musikunterricht ist ein Fach, das immer wieder von Ausfall bedroht ist." Auch wenn viele Menschen in Chören sängen und musizierten, Allgemeingut sei Singen nicht mehr. Inzwischen werde sogar darauf hingewiesen, dass die Folge verkümmerter Stimmbänder bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland messbar seien.

Mehr singen!

Die Lutherbotschafterin appellierte, wieder mehr zu singen. "Das Singen neu lernen, das muss uns ein Anliegen sein", betonte sie. Wenn das Singen bedroht sei, verstummten die Seelen.

Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst unter der Leitung des Kantors der Wittenberger Schlosskirche, Thomas Herzer, von Bläsern und Chören aus Wittenberg und Umgebung.