"Vatileaks": Offenbar auch Kardinäle unter Verdacht

"Vatileaks": Offenbar auch Kardinäle unter Verdacht
Die Ermittlungen zur Veröffentlichung vertraulicher Dokumente aus dem Vatikan weiten sich offenbar auf Kardinäle aus. Nach einem Bericht der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" vom Montag steht mindestens ein italienischer Kardinal im Verdacht, geheime Papiere an Medien weitergeleitet zu haben.

Der Ende vergangener Woche verhaftete Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., Paolo Gabriele, soll sich nach dreitägigem Schweigen bei den Verhören indes entschlossen haben, Namen von Persönlichkeiten zu nennen, die für die Verbreitung der Dokumente mitverantwortlich sind.

Mehrere italienische Tageszeitungen veröffentlichten Interviews mit anonymen Gesprächspartnern, die zu den Urhebern des unkontrollierten Informationsflusses gehören sollen, der auch als "Vatileaks" bezeichnet wird. Ziel der Aktivitäten sei es, ein Gegengewicht zur Übermacht von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone zu schaffen, berichteten die anonymen Quellen übereinstimmend. Bertone verhindere die Aufdeckung korrupter Machenschaften seiner Gefolgsleute. Die als Quelle für diese Informationen genannten Gesprächspartner gaben weder ihre Namen an, noch machten sie Angaben über ihre Funktion im Vatikan.

Die Pfingstpredigt, in der der Papst von einem neuen "Babel" und von einen "Klima des Misstrauens, des gegenseitigen Verdachts bis hin zur Gefahr der einen für die anderen" sprach, wurde in Rom als Sorge über die beiden jüngsten Skandale im Vatikan gewertet. Die Verhaftung des Kammerdieners des Kirchenoberhaupts wegen Dokumentendiebstahls war unmittelbar auf die Entlassung des Präsidenten der Vatikanbank, Ettore Gotti Tedeschi, gefolgt.