Münster (epd). Um ungesunden Stress und Überlastung zu vermeiden, rät die Psychologie-Professorin Carmen Binnewies, Ruhepausen ohne Reue einzulegen. Es sei wichtig, „dass sich die Menschen genügend Zeit nehmen, um auf sich zu gucken und ihre Energie wieder aufzuladen“, sagte die Expertin für Arbeitspsychologie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Viele Menschen wüssten instinktiv, was ihnen guttut und Erholung verschafft.
„Das heißt nicht, dass man unbedingt einen Yoga- oder Meditationskurs machen sollte, wenn das nichts für einen ist“, sagte Binnewies. So wie die Stressgrenze bei jedem variiere, sei auch der Umgang damit individuell. „Jeder muss für sich gucken, was ihm hilft, sich zu erholen.“ Für einige sei das zum Beispiel, auf dem Sofa Musik zu hören, für andere sei es vielleicht das Lesen eines Buches.
Erholungspausen ohne Reue
„Diese Erholungspausen sollten ohne Reue umgesetzt werden, auch wenn das im Alltag häufig nicht so einfach ist“, betonte die Professorin. Denn wer dauerhaftem Stress ausgesetzt sei, habe eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. „Aber auch kleinere stressbedingte Beschwerden, wie Magen-, Rücken- oder Kopfschmerzen können den Alltag und das Wohlbefinden beeinträchtigen.“
Es gebe keinen objektiven Grenzwert, ab wann Stress zu viel Stress wird, sagte Binnewies, die an der Uni Münster zu Arbeitspsychologie und Erholung forscht. „Die Wahrnehmung ist immer subjektiv. Es variiert von Person zu Person, was als stressig empfunden wird.“ Doch wenn man negative Auswirkungen des Stresses auf sich bemerke, wie etwa Erschöpfung, schnelle Reizbarkeit oder Kopfschmerzen, müsse man etwas tun.
Achtsamkeitsübungen können helfen
In akuten Stresssituationen würden kurze Pausen helfen, um einen kühlen Kopf zu bewahren, rät die Wissenschaftlerin. Auch Spaziergänge, Atem- oder Achtsamkeitsübungen könnten helfen. Mit der 5-4-3-2-1-Methode könne man sich erst auf fünf sichtbare Dinge konzentrieren, danach auf vier hörbare Dinge und so alle fünf Sinne durchgehen. „Das sorgt dafür, dass man sich auf etwas anderes konzentriert, als auf die Stresssituation und 'Bedrohungslage'“, sagte Binnewies.
Auch Apps mit angeleiteten Übungen oder Musik könnten helfen, erklärte die Professorin: „Es gibt zum Beispiel spezielle Musik, die einen langsamen Rhythmus hat und so für einen langsameren Herzschlag sorgen kann.“ Das könne manche Menschen in Stresssituationen beruhigen. Doch auch das sei wieder individuell und helfe einigen, während andere sich durch die Anleitungen eher gestört fühlten.


